Hamburg.

357 Tage ist es her, dass der HSV seine letzte große Party feierte. Fans stürmten den Platz, schnitten Rasenstücke aus der Arena, entführten die Torpfosten aus dem Volksparkstadion. Die Hamburger hatten am 20. Mai 2017 durch das späte Tor von Luca Waldschmidt den direkten Klassenerhalt geschafft und Gegner VfL Wolfsburg damit in die Relegation geschickt.

Fast genau ein Jahr später könnte sich die Geschichte wiederholen, wenn auch in einer anderen Konstellation. Sollte der HSV das vor Wochen noch für unmöglich gehaltene Wunder schaffen, den Relegationsrang noch erreichen und Wolfsburg in die Zweite Liga absteigen, würden die Gefühle im Volkspark wieder einmal eine ungeahnte Dimension erreichen. Doch was wird im Stadion passieren, wenn der HSV an diesem Sonnabend zum ersten Mal absteigt? Es ist eine Frage, die noch niemand beantworten kann.

Klar ist bereits, dass die berühmte Stadionuhr nicht abgeschaltet wird. Da die Saison offiziell noch bis zum 30. Juni läuft, hat der HSV noch Zeit, sich Gedanken zu machen. Nach Abendblatt-Informationen beschäftigt sich der Club mit einer neuen Idee. Demnach soll die Uhr künftig die Zeit anzeigen, seit dem der HSV besteht. Als Gründungsdatum gilt offiziell der 29. September 1887. Eine Entscheidung soll zeitnah getroffen werden.

An diesem Sonnabend ruft der Supporters Club ab 13.45 Uhr zum Empfang des Mannschaftsbusses in der Einfahrt an der Sylvesterallee auf. Eine Aktion, die beim HSV fast schon zur Mai-Tradition geworden ist. Auch vor einem Jahr vor dem letzten Spiel gegen Wolfsburg bildete sich vor dem Stadion eine riesige Menschenmenge, die auf das Team wartete.

Der HSV kann sich der unbedingten Liebe seiner Fans auch in diesem Jahr sicher sein. Das Stadion wird zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauft sein. „Insgesamt zeigt es die große Leidenschaft, die die Fans und Zuschauer hier in der Stadt für den HSV haben. Das macht diesen Verein auch aus“, sagte Trainer Christian Titz.

„Supporte, was du liebst!“, lautet das Motto, mit dem die HSV-Anhänger jeden mobilisieren wollen. Unmittelbar vor dem Spiel gegen Mönchengladbach ist eine weitere große Aktion geplant. Am Freitagnachmittag hat der Supporters Club mit freiwilligen Helfern 50.000 Pappen mit der HSV-Raute im Stadion ausgelegt. Zum Einmarsch der Mannschaften vor dem Anpfiff wollen die Anhänger das Stadion in ein schwarz-weiß-blaues Pappenmeer verwandeln. Eine Aktion, die es zuletzt im April 2014 unter dem Motto „Alle Mann an Bord“ im Volkspark gab – vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg.

Während der VfL vor dem Spiel gegen Köln gegen eine schwere Stimmungskrise kämpft – das Stadion ist nicht ausverkauft – hat sich die Atmosphäre in Hamburg schon seit der Amtsübernahme von Christian Titz gedreht. Am Donnerstag kamen zum Vatertag rekordverdächtige 2000 Fans zum öffentlichen Training in den Volkspark. „WIR für EUCH ... IHR für UNS!!! Danke für euren wahnsinnig starken und loyalen Support“, schrieb HSV-Profi Lewis Holtby anschließend auf seiner Instagram-Seite.

Doch trotz der positiven Stimmungslage ist der wahrscheinlichere Fall, dass der HSV an diesem Sonnabend absteigt. Der Club rechnet auch in diesem Fall nicht mit Gewaltausbrüchen. Die Sicherheitsverantwortlichen um Stadionchef Kurt Krägel sind aber auf Ausschreitungen vorbereitet. Die Polizei hält sich mit Wasserwerfern wie schon in den vergangenen Heimspielen vor dem Stadion bereit. Im Optimalfall werden diese aber unauffällig vom Stadiongelände fahren, während die HSV-Fans in der Arena den Einzug in die Relegation feiern.