Wolfsburg.

Rettung, Relegation oder raus aus der Fußballbundesliga – der VfL Wolfsburg kann heute im letzten Saison-Heimspiel gegen den 1. FC Köln die komplette Klaviatur beinahe aller im Sport möglichen Gefühle erleben. Pure Erleichterung, prickelnde Spannung, tiefe Enttäuschung. Für das Team von Bruno Labbadia ist alles drin. Damit das Ligafinale nicht zum Albtraum verkommt, setzt der VfL auf seinen Hoffnungs-Trainer.

Labbadia ist in seiner Karriere noch nie abgestiegen, und seine Bilanz an 34. Spieltagen ist stark. Drei Siege und ein Remis holte er mit seinen Clubs in der letzten Runde der Saison. Keine Niederlage gegen Köln würde für den VfL die Relegation bedeuten – mindestens. Und mit der Relegation kennt sich Labbadia seit seiner Rettungsmission beim HSV im Sommer 2015 aus. Wenn seine Bilanz als Retter nach dem Köln-Spiel so bliebe, sagt der 52-Jährige, „wäre das sensationell. Die nehme ich gerne mit.“ Labbadias Unabsteigbarkeit ist auch die des VfL.

Wie der HSV, der letzte verbliebene Konkurrent im direkten Abstiegskampf, ist auch der Club aus der VW-Stadt noch nie aus der Bundesliga abgestiegen. Aber heute wird es einen der Vereine treffen. Für die Wolfsburger kann es nur heißen: wir oder die. Bei einem VfL-Punktgewinn steigen die Hamburger definitiv ab.

Zumindest im Fernduell mit dem HSV um Platz 16 halten die Niedersachsen eigentlich alle Trümpfe in der Hand. Doch es wirkt fast so, als müsste Trainer Labbadia es für die Wölfe quasi im Alleingang reißen. Die Mannschaft völlig verunsichert, Sportchef Olaf Rebbe längst weg – und auch die Maßnahmen des kämpferischen Labbadia fruchten am Mittellandkanal bislang nicht. „Die Enttäuschungen der letzten Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre hier im Club können wir jetzt nicht verändern“, sagte Labbadia.

Während Wolfsburg bei einer Niederlage direkt absteigen könnte, ist gleichzeitig auch noch der direkte Klassenerhalt möglich. Dafür müsste der VfL gegen Köln gewinnen und hoffen, dass der SC Freiburg sein Heimspiel gegen den FC Augsburg verliert. In diesem Fall müsste Freiburg in die Relegation. „Wir hätten nichts dagegen, wenn Köln in Wolfsburg gewinnen würde“, sagte Christian Streich am Freitag mit einem Augenzwinkern.

Noch größere Hoffnungen in den bereits als Absteiger feststehenden 1. FC Köln setzt aber der HSV. Einige Fans haben den Kölnern im Falle eines Sieges gegen Wolfsburg Freibier versprochen. „Man darf uns nicht alles in die Schuhe schieben“, sagte Trainer Stefan Ruthenbeck vor seinem letzten Spiel als Trainer der FC-Profis, kündigte aber gleichzeitig vollen Einsatz an. „Wir wollen noch einmal so auftreten wie gegen die Bayern“, sagte Ruthenbeck nach dem 1:3 gegen den Meister, bei dem Köln bis zur 60. Minute führte. „Wir sind in der Pflicht. Deutschland wird schauen, wie wir uns in Wolfsburg verkaufen“, sagte Ruthenbeck und verspricht: „Es gilt, sich zu wehren. Die Fans sollen sagen können: Respekt, der FC ist mit Anstand abgestiegen.“