Hamburg.

Christian Titz ist kein abergläubischer Mensch. Das hat der HSV-Trainer vor Kurzem verraten. Ein gläubiger Mann ist er dagegen allemal. Zumindest wenn es um eine Sache geht: den HSV. Es dürfte kaum einen Menschen in Deutschland geben, der das Wort Glaube in den vergangenen Wochen weniger verwendet hat als der Hamburger Cheftrainer. „Ja, ich glaube an den Klassenerhalt“, sagte Titz zuletzt vor dem entscheidenden Spiel gegen Borussia Mönchengladbach an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker).

Ende oder Wende? Dass der HSV am letzten Spieltag der 55. Bundesligasaison noch die Chance hat, den Klassenerhalt zu schaffen, hat viel zu tun mit dem von Titz vermittelten Glauben. „Ich musste den Glauben und die Überzeugung haben“, sagte der 47-Jährige vor genau zwei Monaten, als er das Himmelfahrtskommando übernahm. Titz rückte von der U21 in die Bundesliga auf. Nach zehn Punkten aus sieben Spielen, einer Neuformierung der Mannschaft, einer veränderten Spielidee und einem Stimmungsumschwung haben nun auch die Vereinsverantwortlichen den endgültigen Glauben in Titz gefunden. Der Trainer darf ligaunabhängig auch in der kommenden Saison bei den Profis weiterarbeiten.

An diesem Sonnabend könnte Titz aber auch der erste Trainer sein, der mit dem HSV absteigt. Sollte Wolfsburg gegen Köln einen Punkt holen, müssen die Hamburger erstmals in ihrer Clubgeschichte den Gang in die Zweite Liga antreten. Dann wäre der Hype um den HSV-Trainer zunächst einmal vorbei. Titz will sich mit diesen Gedanken nicht beschäftigen. „Wenn uns vor sieben Wochen einer gesagt hätte, am letzten Spieltag sind wir auf zwei Punkte ran, dann hätten wir das alle unterschrieben“, sagte Titz. „Jetzt stehen wir vor einer Situation, dass wir mit einem Heimsieg und der Mithilfe des 1. FC Köln noch in die Relegation kommen können. Dieser positive Gedanke überwiegt.“

Während die Vertragslage des Trainers weitestgehend geklärt ist, stehen viele HSV-Profis vor dem Saisonfinale noch vor einer ungewissen Zukunft. Spieler wie Kapitän Gotoku Sakai, Lewis Holtby, Aaron Hunt und Nicolai Müller sollen heute den HSV retten, wären bei einem Abstieg aber vermutlich alle weg. Ihre Verträge laufen aus. Auch der von Dennis Diekmeier, der nach acht Jahren im Volkspark einen traurigen Abschied erleben könnte. Der 28-Jährige wurde am Freitag aus dem Kader gestrichen. Ebenso wie Ersatztorhüter Christian Mathenia, für den Tom Mickel dabei ist.

Doch um Einzelinteressen geht es an diesem Tag, der für den HSV ein denkwürdiger wird, nicht. Titz ist überzeugt, dass die Vertragssituation seine Spieler an diesem Sonnabend nicht beschäftigen wird. Gut möglich, dass der Trainer Nicolai Müller erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder für die Startelf nominieren wird. Vor einer Woche hatte Müller in Frankfurt nach acht Monaten Verletzungspause wieder seine ersten Spielminuten bestritten. Unter der Woche testete Titz mit dem Rechtsaußen in der A-Elf.

Lewis Holtby, der sein letztes Spiel für den HSV machen könnte, hat seinen Startplatz dagegen sicher. „Ich glaube an das Ziel“, sagte der 27-Jährige vor dem Finale. Besser hätte es sein Mentor Titz nicht sagen können.

HSV: Pollersbeck – Sakai, Papadopoulos, Jung, Santos – Steinmann – Müller, Holtby, Hunt, Ito – Wood.Mönchengladbach: Sommer – Elvedi, Ginter, Vestergaard, Wendt – Kramer, Zakaria – Hofmann, Hazard – Drmic, Raffael.Schiedsrichter: Felix Brych (München).Stephan Ambrosius (19) aus der Zweiten Mannschaft des HSV hat am Freitag einen Profivertrag bis 2021 unterschrieben.