Barcelona. Vier Punkte trennen Ferrari von Mercedes vor dem Formel-1-Rennen in Barcelona

Es ist spannend wie selten in der Formel 1. Vor dem Rennen in Barcelona am Sonntag (15.10 Uhr/RTL) fragt sich die Branche: Kommt es zu einer neuerlichen Machtdemonstration durch Mercedes oder zu einem endgültigen Machtwechsel hin zu Ferrari? Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, der britische Titelverteidiger, führt zwar nach vier Rennen die Wertung der Weltmeisterschaft mit vier Punkten Vorsprung vor Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel an, aber der Blick auf die bisherigen Leistungsdaten zeigt: Die Silberpfeile sind nicht mehr die unumstrittene Nummer eins.

Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas (Finnland), in Baku bis kurz vor Schluss auf dem Weg zum ersten Saisonsieg, sagt Erstaunliches über die Materialschlacht, die gerade zwischen Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing tobt. Man habe gar keine echten Neuerungen, sondern nur sogenannte „Error-Updates“, also Fehlerbehebungen. Irgendwo zwischen den Testfahrten in den Hügeln von Montmeló und dem Saisonstart in Melbourne hat Mercedes an Form und Tempo verloren. Das wirkt nach, auch bei den Buchungen auf dem Konto des Selbstbewusstseins. „Wir sind zuversichtlich, aber nicht übertrieben zuversichtlich“, heißt es in Hamiltons Motivationsansprache. Der 33-Jährige hat seinen Vertrag zwar immer noch nicht verlängert, aber er sieht jetzt die Chance und die Notwendigkeit, sich auch intern als Leader zu positionieren. Schließlich geht es gegen Vettel darum, wer der größte Rennfahrer seiner Generation ist.

„Ich kämpfe gerade nicht in meiner Gewichtsklasse“, gesteht Hamilton in Spanien, erst müsse dazu das Auto beständiger werden. Der Mercedes ist immer noch reichlich wetterfühlig: „Mein Wagen und ich müssen uns noch richtig synchronisieren.“ Er spürt das Potenzial, aber es entfaltet sich noch nicht. „Zu viele Unbekannte“, sagt er. Gemeint ist auch der anstehende Schlagabtausch mit Ferrari.

Sebastian Vettel im angrenzenden Motorhome von Ferrari wirkt so entspannt wie selten. Er weiß um die Fortschritte seiner Scuderia. Sichtbarstes Zeichen für die Ferrari-Weiterentwicklung sind die Segelohren, die am Cockpitschutzbügel montiert sind. Nicht, weil das ein besonderes aerodynamisches Hilfsmittel wäre – es handelt sich um größere Außenspiegel. „Mir geht es nur um die bessere Sicht“, sagt Vettel. Aber die Botschaft ist klar: Nur wer vorn ist, braucht in diesem Sport den Blick nach hinten.