Köln. Der Stürmer hatte nach seiner Auswechslung beim 3:1 in Köln für schlechte Stimmung gesorgt

Auf einen unnötig langen Streit hatte Jupp Heynckes zwei Wochen vor seinem Karriere-Ende keine Lust mehr. Also machte der Trainer des FC Bayern Robert Lewandowski nach dessen Ego-Tour für alle sichtbar eine klare Ansage – und erteilte ihm anschließend öffentlich Absolution.

„Ich war ja auch mal Stürmer und weiß: Torjäger sind alle ein bisschen egoistisch“, sagte der 72-Jährige nach dem 3:1 des Meisters bei Absteiger 1. FC Köln mit einem Augenzwinkern: „Im Moment der Auswechslung habe ich nicht ganz so lustig reagiert. Im Nachhinein kann ich darüber schmunzeln.“

Heynckes gab also den Papa Gnädig. Freilich nicht, ohne Lewandowski und allen anderen potenziellen Unruhestiftern eine Warnung für das Saisonfinale mitzugeben. „Die Auswechslungen beim FC Bayern nimmt immer der Trainer vor“, sagte er: „Da hat sich jeder Spieler dran zu halten. Denn der Boss bin ich.“

Mit seiner einfühlsamen und doch autoritären Art hat sich Heynckes auch in dieser Saison wieder großen Respekt von seinen Profis verdient. Den ließ Lewandowski indes kurzzeitig vermissen. Nach seiner Auswechslung in der 77. Minute schlurfte der Pole erst betont missmutig vom Feld und ignorierte dann demonstrativ Heynckes. Der ließ den schmollenden Torjäger erst einmal in Ruhe, ließ ihn kurz darauf aber für alle sichtbar strammstehen und redete mit erhobenem Zeigefinger auf ihn ein.

Nachhaltige Unruheherde kann der FC Bayern vor den beiden ausstehenden Spielen – der Meisterfeier gegen Stuttgart und dem Pokalfinale gegen Frankfurt mit dem künftigen Bayern-Coach Niko Kovac – aber nicht gebrauchen. Deshalb bemühte sich auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic, das Thema kleinzuhalten. Wenn auch etwas ungeschickter als der erfahrene Heynckes. Zunächst beteuerte Salihamidzic, da sei „gar nix“ gewesen. Dann gestand er ein: „Lewy ist ein Voll-Profi und hat sich über sich selbst geärgert, weil er nicht zwei oder drei Tore gemacht hat.“

Das lag allerdings weniger an der Auswechslung als an seinen zwei leichtfertig vergebenen Großchancen in der ersten Halbzeit. „Lewy wird Torschützenkönig der Bundesliga. Aber er will auch europäischer Torschützenkönig werden“, sagte Heynckes über den Stürmer, der am Sonnabend sein 150. Tor im 193. Pflichtspiel für den FC Bayern schoss. Die Chance auf den Goldenen Schuh als bester Stürmer Europas ist trotz 29 Saisontoren aber gering: Barcelonas Lionel Messi (siehe Seite 23) lag schon vor dem Clasico gegen Real Madrid am Sonntag bei 32 Treffern.