Frankfurt/Hamburg. Nicolai Müller feiert überraschendes Comeback. Seine Zukunft bleibt offen

An Gate A19 am Frankfurter Flughafen am späten Sonnabend wollten die Gratulanten gar kein Ende nehmen. Nicolai Müller saß um kurz vor 20 Uhr mit Luca Waldschmidt, Christian Mathenia und Dennis Diekmeier an einem Vierertisch und wartete auf das Boarden der Maschine LH 032, als immer wieder Reisende und Flughafenpersonal vorbeikamen, gratulierten und um ein Foto baten. Das Kuriose an der surrealen Situation: Müller und der HSV hatten zweieinhalb Stunden zuvor 0:3 in Frankfurt verloren.

Ein breites Grinsen konnte sich Müller aber direkt nach dem Abpfiff trotz der 0:3-Pleite im Bauch der Commerzbank Arena nicht verkneifen. „Persönlich bin ich auf jeden Fall glücklich“, sagte der Mittelfeldmann, der zuvor neun Monate nicht mehr gespielt hatte. „Nach so langer Zeit heute wieder auf dem Platz zu stehen, war sehr emotional für mich. Persönlich spüre ich nur Glück und freue mich einfach darüber.“

259 Tage war es her, dass Müller im ersten Saisonspiel gegen Augsburg das erste Saisontor erzielt und sich beim anschließenden Jubel schwer verletzt hatte. Die bittere Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie. Doppelt bitter für Müller: Ausgerechnet am Tag vor dem Kreuzbandriss hatten sich Ex-Sportchef Jens Todt und Müllers Berater Björn Bezemer nach langen Verhandlungen auf eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre geeinigt. Doch nach Müllers langwierigen Verletzung legte der damalige Aufsichtsrat sein Veto ein, obwohl Todt und Bezemer den Vertrag des Pechvogels auch weiterhin trotz der Verletzung – zu gleichen Konditionen – verlängern wollten.

Schnee von vorgestern. „Ich bin jetzt seit vier Wochen wieder bei der Mannschaft. Seit zweieinhalb Wochen wieder voll dabei. Ich fühle mich gut, ich bin fit“, sagte Müller am Sonnabend nach seinem zweiten Saisonspiel.

Zu gerne würde Müller nach einem möglichen dritten Saisonspiel gegen Gladbach auch noch ein viertes und ein fünftes in der Relegation folgen lassen. „Ich glaube noch daran. In der Bundesliga ist alles möglich“, sagte der Relegator, der auch 2015 nach einer Knieverletzung im Relegationsrückspiel in Karlsruhe zum Helden wurde. Sein 2:1-Siegtreffer ist bis heute unvergessen.

Relegation hin, Relegation her – ob es nach dem Saisonende für Müller in Hamburg weitergeht, bleibt trotz seiner Genesung unwahrscheinlich. Ob er in den kommenden Spielzeit überhaupt noch in Hamburg spielen wolle, wurde Müller in Frankfurt gefragt. Lange Pause – dann: „Ich weiß es nicht. Ich glaube darüber wurde schon so viel gesagt. Jeder hat geschrieben, wie meine Vertragssituation ist und was da gelaufen ist. Jetzt wollen wir erst mal sehen, wie die Saison ausgeht.“