Hamburg. Ex-HSV-Star Pascal Hens bewertet die Chancen der Clubs beim Handball-Final-Four um den deutschen Pokal in der Barclaycard Arena

Pascal Hens genießt seine Zeit als „Ewiger Held“. Nicht nur in der gleichnamigen TV-Show (Vox), in der der Handball-Weltmeister von 2007 in der Sommerstaffel zu sehen war und zuletzt auch an der Winteredition teilnahm (Ausstrahlung: Ende 2018). Der 38-Jährige, der bis 2016 mit dem HSV Handball und der Nationalmannschaft nahezu alle großen Titel gewann, ist als lebende Handballlegende ein gefragter Mann. Auf und abseits des Spielfelds.

Am Mikrofon als Experte beim Pay-TV-Sender Sky, als Allstar in diesem Sommer in Spielen in Fredenbeck (23. Juni) und in der Barclaycard Arena (12. August/„Helden des Handballs“). Zuvor kehrt „Pommes“ jedoch in anderer Funktion in sein ehemaliges „Wohnzimmer“ im Volkspark zurück: im Rahmen der Pokalpräsentation an diesem Wochenende beim Rewe Final Four um den deutschen Handballpokal – „und als gespannter Fan dieses Handball-Highlights in Hamburg“, wie er sagt.

Für das Abendblatt bewertet der zweimalige Pokalsieger (2006, 2010) die Chancen der vier qualifizierten Clubs, die sich am Sonnabend (15.15/18 Uhr) in den Halbfinalduellen Rhein-Neckar Löwen gegen SC Magdeburg und TSV Hannover-Burgdorf gegen HSG Wetzlar in der Barclaycard Arena gegenüberstehen. Das Finale folgt am Sonntag (15.15 Uhr).

Dass mit Titelverteidiger THW Kiel (Aus im Achtelfinale in Hannover) und Vorjahresfinalist SG Flensburg-Handewitt (Aus im Achtelfinale gegen Füchse Berlin) erstmals seit 2006 wieder die beiden zuschauerstarken Nordclubs in der Hansestadt fehlen, „wird der Stimmung nicht schaden“, sagt Hens. Das Final Four ist „einfach so ein gigantisches Event, da kommen die Fans von weit her angereist. Da zieht auch die Stadt Hamburg, in der man zwei tolle Tage verbringen kann.“ Aus eigener Erfahrung kann er sagen: „Die vier Fanblöcke in jeder Ecke der ausverkauften Halle, in unterschiedlichen Farben gekleidet, das ist jedes Mal eine überragende Stimmung.“


Rhein-Neckar Löwen

Der Branchenprimus: „Den einen großen Favoriten gibt es beim Final Four nicht. Auch die Rhein-Neckar Löwen brauchen zwei Topleistungen an zwei Tagen. Da können verrückte Dinge passieren“, sagt Hens und verweist gleichzeitig auf den Hamburgfluch, der die Mannheimer seit Jahren verfolgt. Zehnmal startete der Tabellenführer der Bundesliga, der vor der dritten Meisterschaft in Serie steht, in Hamburg. Gewonnen hat der dreimalige Finalist noch nie. Am dichtesten standen die Löwen 2010 vor dem Pokaltriumph, doch Hens und der HSV hatten beim 34:33 nach Verlängerung die stärkeren Nerven.

„Physis und Psyche spielen eine entscheidende Rolle“, sagt Hens. „Wir können unsere Pokalgeschichte nicht ausblenden, das geht nicht. Bei aller Stärke der Gegner, unsere Geschichte ist unsere größte Herausforderung“, bestätigt Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Zuletzt gab es fünfmal in Folge das Halbfinalaus gegen Flensburg, der Angstgegner wird diesmal nicht im Weg stehen.


SC Magdeburg

Der Geheimfavorit:„Magdeburg ist on fire. Die sind heiß“, sieht Hens Vorteile aufseiten des Pokalsiegers von 2016 und 1996: „Der SCM hat schon bewiesen, das er Pokal kann.“ Der Bundesligadritte ist die Mannschaft der Stunde. In der Liga ist das Team von Trainer Bennet Wiegert seit dem 23. November letzten Jahres (15 Spiele) unbesiegt, die Cham­pions-League-Qualifikation winkt. Im Final Four um den EHF Cup, das die Börderstädter in eigener Halle ausrichten, besteht eine weitere Titelchance. „Wir wollen maximal erfolgreich sein“, sagt Wiegert, dessen Team für ein schnelles Umschaltspiel steht. „Magdeburg wird zudem die größte Fangruppe mitbringen. Das pusht“, sagt Hens.


TSV Hannover-Burgdorf

Der Neuling: Für die „Recken“ aus Niedersachsen ist es die erste Final-Four-Teilnahme der Vereinsgeschichte. „Da muss man Hamburg und den Druck solcher Endspieltage erst einmal kennenlernen“, sagt Hens. Nachdem sich Hannover zu Beginn der Saison lange Zeit in der Spitzengruppe der Bundesliga hielt, steht nach dem jüngsten 22:31 in Magdeburg aktuell Platz sechs zu Buche. Für Hens ist das Team um Kapitän Kai Häfner, Europameister von 2016, gegen Wetzlar „leicht favorisiert“. TSV-Trainer Carlos Ortega erwartet ein Spiel „auf Augenhöhe“.


HSG Wetzlar

Der Außenseiter: „Was die Wetzlarer und Trainer Kai Wandschneider Jahr für Jahr auf die Beine stellen, nötig mir großen Respekt ab“, sagt Hens. Immer wieder gingen dem Club die Toptalente verloren. „Sie formen aber auch immer wieder neue deutsche Nationalspieler.“ Dass dem Ligazehnten die Rolle „des Underdogs“ (Hens) liegt, verdeutlichte er bei zwei Ligasiegen gegen den THW Kiel in dieser Saison. Für die HSG ist es die dritte Hamburg-Teilnahme. Bislang reichte es jedes Mal für den Finaleinzug, 1997 sogar als Zweitligist noch unter dem Vorgängerverein Dutenhofen/Münchholzhausen.