Hamburg. Aufstieg, Trainerentlassungen und eine Trendwende gab es im Zusammenhang mit Spielen gegen die Franken

Die Szenen sind unvergessen. Die Spieler des FC St. Pauli rissen ihre Arme nach oben, schrien ihre Freude heraus und umarmten sich voller Euphorie, als wollten sie sich gar nicht mehr loslassen. Deniz Naki ließ sich von seinem Kollegen Morike Sako auf der Schulter über den Rasen des Stadions in Fürth tragen, während am Rande Präsident Corny Littmann eher als stiller Genießer das Geschehen verfolgte. Es war der 2. Mai 2010, als der FC St. Pauli mit 4:1 in der damals Playmobil-Stadion genannten Fürther Arena gewann und sich damit den bisher letzten Aufstieg in die Erste Bundesliga sicherte. Naki, Marius Ebbers, Charles Takyi und Rouwen Hennings waren damals St. Paulis Torschützen. Auf Fürther Seite spielten noch die heutigen St. Paulianer Bernd Nehrig und Sami Allagui sowie HSV-Profi Nicolai Müller.

Jenes Spiel war mit Abstand das schönste Erlebnis, das Spieler, Funktionäre und Anhänger des FC St. Pauli im Zusammenhang mit einer Partie gegen die Spielvereinigung aus Franken erlebten. Aber auch in den Jahren danach hatten Spiele gegen Fürth für St. Pauli oft einen schicksalhaften Charakter – in ganz unterschiedlicher Hinsicht.

So beendete gut fünf Jahre später das Zweitligamatch in Fürth die Amtszeit von Cheftrainer Roland Vrabec vorzeitig. Am 1. September 2015 – es war erst der vierte Spieltag der Saison – verlor St. Pauli 0:3 in Fürth. Das Präsidium um Stefan Orth, das zu diesem Zeitpunkt schon wusste, dass es vom Aufsichtsrat nicht zur Wiederwahl im November vorgeschlagen werden würde, bewies noch einmal seine Handlungsfähigkeit und ersetzte Vrabec durch Thomas Meggle. Heute ist Roland Vrabec in Liechtenstein Trainer beim FC Vaduz, dem Tabellendritten in der Zweiten Liga der Schweiz.

Zu einer Wende zum Positiven sollte sich hingegen St. Paulis Gastspiel in Fürth am 11. Dezember 2016 entwickeln. Als Zweitliga-Schlusslicht mit gerade einmal sieben Punkten aus 15 Spielen trat die Millerntor-Elf im Sportpark Ronhof als Außenseiter an, doch Aziz Bouhaddouz und Cenk Sahin stellten mit ihren Treffern den bis dahin erst zweiten Saisonsieg sicher. Es war auch der erste Erfolg, seit kurz zuvor Olaf Janßen als Co-Trainer dem in jener Phase glücklosen Ewald Lienen zur Seite gestellt worden war. Dieser Sieg leitete einen grandiosen Aufschwung ein, der in der mit 34 Punkten besten Rückrunde der Vereinsgeschichte mündete.

Für Olaf Janßen allerdings sollten sich die guten Erinnerungen an Fürth schon bald wieder relativeren, ja sogar ins Gegenteil verkehren. Nicht einmal ein Jahr später, am 26. November 2017, war die 0:4-Pleite bei der Spielvereinigung der erste Akt, der zu seiner Absetzung führte. „Dieses Gesicht kannte ich von meiner Mannschaft bisher nicht. Das wird nicht noch einmal vorkommen“, hatte Janßen direkt nach dem Spiel gesagt. Er sollte recht behalten. Knapp eine Woche später verlor sein Team nämlich sogar 0:5 in Bielefeld – und Janßen daraufhin seinen Job.

Auch an diesem Sonnabend (13 Uhr) kann die SpVgg Greuther Fürth für den FC St. Pauli zu einem schicksalsträchtigen Gegner werden – ob im positiven oder negativen Sinn, das ist völlig offen. Ein Sieg würde den Abwärtstrend der vergangenen Wochen stoppen und die Hamburger zurück auf einen Nicht-Abstiegsplatz befördern. Bei einer Niederlage würde sich der Rückstand auf Fürth auf vier Punkte vergrößern. Dazu droht dem Millerntor-Team sogar, bei einem gleichzeitigen Sieg von Darmstadt 98 gegen Union Berlin, der Sturz auf den direkten Abstiegsplatz 17. Ob auch dann der Treueschwur für Trainer Markus Kauczinski weiterhin gilt, ist nicht so sicher.