Hamburg. Die Bundesliga-Hockeydamen des Großflottbeker THGC sind durch interne Rückschläge eine noch stärkere Einheit geworden.

Um professionell die Situation zu beschreiben, in der sich ihr Team befindet, braucht Franziska Schwab nur zwei Gebärden. Einen nach unten weisenden rechten Finger, dann zwei gegeneinandergepresste Fäuste – in der Gebärdensprache, die die 28-Jährige als selbstständige Dolmetscherin hauptberuflich nutzt, bedeutet das: Abstiegskampf. Und genau dem sehen sich die Bundesliga-Hockeydamen des Großflottbeker THGC, die Schwab seit fünf Jahren als Kapitänin anführt, ausgesetzt. Nur drei Punkte trennen den Traditionsclub aus dem Hamburger Westen vom TSV Mannheim, der den ersten der beiden Abstiegsränge belegt. Kein Wunder also, dass dem direkten Duell an diesem Sonnabend (15.30 Uhr, Otto-Ernst-Straße) immense Bedeutung zukommt.

Nun ist das Ringen um den Klassenerhalt für die Auswahl von Cheftrainer Michi Behrmann keine besondere Situation. Seit dem Wiederaufstieg im Sommer 2015 ist der Verbleib im Oberhaus das erste Saisonziel. Doch während man dieses Ziel in den vergangenen beiden Spielzeiten durch Siege gegen die direkte Konkurrenz vorzeitig sicherstellen konnte, ist die Lage in dieser Saison anders.

Ungewöhnliche Ausgangslage

Die Hinspiele beim TSV Mannheim und beim Tabellenschlusslicht Club Raffelberg verloren die Großflottbekerinnen, dagegen gab es überraschende Siege gegen Spitzenteams wie den Uhlenhorster HC oder den Münchner SC. „Deshalb lässt sich die Situation in dieser Saison auch schwer mit der in den vergangenen Jahren vergleichen“, sagt Franziska Schwab.

Grundsätzlich zweifle niemand daran, das Saisonziel zu erreichen. „Wir wissen dank der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren, was wir können. Wenn wir unser Potenzial abrufen, werden wir es schaffen. Es muss uns nur gelingen, das auch konstant über 60 Spielminuten zu tun“, sagt die Mittelfeldstrategin, die Vorbild für die vielen jungen Talente im Team sein will. Auch wenn der GTHGC mit 13 Toren aus 16 Spielen den harmlosesten Angriff der Liga stellt, seien längst nicht nur die Stürmer gefragt. „Wir müssen als Team daran arbeiten, es besser zu machen.“

Emotional viel Kraft gekostet

Gemeinsam für eine Sache einstehen, das haben sie in Großflottbek gelernt in den vergangenen Monaten. Die Blutkrebserkrankung ihrer Torhüterin Silja Paul (20), die aktuell in der Reha an ihrer Genesung arbeitet, habe die Mannschaft zu einer verschworenen Einheit gemacht. „Auch wenn Siljas Schicksal emotional viel Kraft gekostet und bisweilen auch die Konzentration auf den Sport beeinträchtigt hat, sind wir dadurch eine Gemeinschaft geworden, die auch auf dem Hockeyfeld noch enger zusammenhält“, sagt Schwab, die als Fünfjährige bei der SV Blankenese mit dem Hockeyspielen begann.

Auch der Abschied Behrmanns, der nach der Saison als Jugendkoordinator zum Club an der Alster wechselt und mit dieser Ankündigung kurz vor Heiligabend intern für Aufruhr gesorgt hatte, ist längst verarbeitet. „Anfangs hatten manche Sorge um die Zukunft. Aber alle wissen, dass Michi bis zum Schluss alles für uns geben wird. Außerdem ist mit Alexander Otte eine sehr gute Nachfolgelösung gefunden worden“, sagt Franziska Schwab. Alles im Fluss also, in Großflottbek. Nun muss nur noch der Abstieg verhindert werden.