Regensburg/Hamburg. Das günstigste Team der Zweiten Liga hat vor dem Spiel gegen die bedrohten Hamburger den Klassenerhalt so gut wie sicher. Ein Vergleich

Wenn der FC St. Pauli an diesem Sonnabend (13 Uhr) beim SSV Jahn Regensburg antritt, werden nahezu alle Spieler der Hamburger ein für sie neues Stadion kennenlernen. Die 2015 eröffnete Continental Arena ist erst seit dieser Saison Schauplatz von Zweitligaspielen. Lediglich Innenverteidiger Philipp Ziereis war hier schon mal zu Gast. „Als der Jahn in einer Länderspielpause ein Testspiel gegen Bayern München bestritten hat, war ich als Zuschauer dort“, berichtet der 25-Jährige, der 2013 aus Regensburg zu St. Pauli wechselte und enge Bindungen an die Donaustadt und seine oberpfälzische Heimat hat.

Ob die St.-Pauli-Spieler, sofern sie über den Sommer hinaus am Millerntor bleiben, so bald ein weiteres Mal diese Spielstätte betreten werden, ist ungewiss. Während der Zweitliga-Aufsteiger mit 44 Punkten Tabellenvierter ist und den Klassenverbleib zu 99 Prozent sicher hat, zittern die Protagonisten des FC St. Pauli in der Endphase dieser Saison. Den Hamburgern drohen jene Relegationsspiele gegen den Drittliga-Dritten, in denen sich im Mai 2017 die Regensburger den Aufstieg erkämpften. Vor knapp einem Jahr setzten sie sich in zwei Duellen gegen den Südrivalen 1860 München durch, der dann sogar in die Regionalliga Bayern absteigen musste.

Im bisherigen Verlauf dieser Saison stellten die Regensburger bereits so oft ihre in den Relegationsspielen gegen 1860 München gezeigten Qualitäten unter Beweis, dass sie derzeit sogar noch Chancen auf den Bundesligaaufstieg haben. Der vierte Platz nach dem 30. Spieltag dokumentiert, wie effektiv der SSV Jahn mit dem günstigsten Team der gesamten Liga gearbeitet hat.

Beim FC St. Pauli klafft hingegen – ebenso wie beim Tabellenletzten 1. FC Kaiserslautern – die größte Diskrepanz zwischen Anspruch und sportlichem Abschneiden. Ein Vergleich zwischen St. Pauli und Jahn Regensburg zeigt dies anhand der wichtigsten Faktoren und Aspekte deutlich.
Marktwert:
Auf gerade einmal 10,3 Millionen Euro taxiert das Fachportal „transfermarkt.de“ den Marktwert des Regensburger Zweitliga-Kaders. Dabei sind die Werte der meisten Spieler im Laufe der Saison schon nach oben angepasst worden. Dennoch weist der Club weiterhin den kleinsten Marktwert der Liga aus. St. Paulis Kader ist 18,1 Millionen Euro wert (Rang sechs).


Etat:
Während St. Pauli knapp zwölf Millionen Euro für sein Profiteam ausgibt, kommt Regensburg mit rund sieben Millionen Euro aus. „Wir sind mit Abstand Letzter der Etattabelle“, sagt Jahn-Sportchef Christian Keller und ist stolz, wie effektiv sein Verein die Mittel eingesetzt hat. St. Pauli steht mit seinem Etat im oberen Drittel, würde sich sportlich schon über Platz 15 freuen.


Stadion/Heimbilanz:
15.224 Zuschauer fasst die Regensburger Continental Arena, die bei den Heimspielen durchschnittlich nur zu gut zwei Dritteln (10.377) besetzt ist. Ligaweit bedeutet das Rang 13. Das hinderte die Jahn-Profis allerdings nicht daran, im eigenen Stadion mit neun Siegen 27 Punkte zu sammeln (Platz vier) und die eigenen Fans 28 -mal über ein Tor jubeln zu lassen. Unvergessen ist das 4:3 gegen Spitzenreiter Düsseldorf nach 0:3-Rückstand. Allerdings verlor Jahn auch sechsmal zu Hause, ein Unentschieden gab es hier bisher nicht. St. Pauli begrüßt mit durchschnittlich 29.121 fast dreimal so viele Zuschauer im Millerntor-Stadion, das 29.546 Plätze hat und somit zu 98,6 Prozent ausgelastet ist. Beides ist Bestwert in der Zweiten Bundesliga, dennoch ist die Truppe bei nur drei Siegen und 17 Punkten das drittschwächste Heimteam.


Torjäger:
Mit elf Treffern ist Stürmer Marco Grüttner bester Regensburger Torschütze vor Verteidiger Marvin Knoll mit sieben. Die Ausbeute der Hamburger ist dagegen mäßig: Sami ­Allagui, Aziz Bouhaddouz, Christopher Buchtmann und Waldemar Sobota trafen je viermal ins Tor. Insgesamt erzielten die Regensburger bisher 48 Treffer, also 18 mehr als St. Pauli. Ligaweit bedeutet das nach 30 Spieltagen die Plätze drei und 18.


Trainer:
Beide Clubs starteten mit einem neuen Cheftrainer in die Saison. Während bei St. Pauli schon früh feststand, dass der zuvor als Co-Trainer tätige Olaf Janßen den zum technischen Direktor umfunktionierten Ewald Lienen beerbt, verloren die Regensburger ihren Aufstiegstrainer Heiko Herrlich an Bayer Leverkusen. Sie fanden in Achim Beierlorzer aber einen Glücksfall als Nachfolger. Bis heute ist er im Amt. Ganz anders bei St. Pauli. Janßen musste Anfang Dezember 2017 Markus Kau­czinski Platz machen, dessen Bilanz nur zwischenzeitlich besser als die seines Vorgängers war.


Aktuelle Form:
Jahn Regensburg hat aus den jüngsten sechs Spielen immerhin acht Punkte erzielt und kehrte durch das 2:1 zuletzt in Fürth auf den vierten Tabellenrang und damit die beste Platzierung in dieser Saison zurück. St. Pauli hingegen ist seit sechs Spielen sieglos (drei Punkte), stürzte auf den drittletzten Platz und steht in der Tabelle so schlecht da wie nie zuvor in dieser Saison. Die Grafik (siehe oben) zeigt deutlich, wie gegensätzlich sich die Formkurven entwickelt haben.

SSV Jahn Regensburg: Pentke – Saller, Nachreiner, Knoll, Nandzik – Lais, Geipl – George, Mees – Adamyan, Grüttner.FC St. Pauli: Himmelmann –Ziereis, Sobiech, Avevor – Flum, Buchtmann – Park, Möller Daehli, Buballa – Allagui, Schneider.Schiedsrichter: Jöllenbeck (Freiburg).