Hamburg. Ex-Tennisstar Anke Huber über ihren Fedcupsieg und die Chancen gegen Tschechien

Sie ist die deutsche Tennisspielerin mit den meisten Fedcup-Einzelsiegen und Mitglied des letzten deutschen Siegerteams von 1992. Deshalb ist Anke Huber (43) vor dem Halbfinalduell zwischen Deutschland und Tschechien an diesem Wochenende in der Stuttgarter Porsche-Arena eine sehr kompetente Gesprächspartnerin.

Frau Huber, 26 Jahre ist es her, dass Deutschland letztmals über einen Fedcupsieg jubelte. Warum ist es so schwer, diesen Pokal zu gewinnen?

Anke Huber: Weil auf einen kurzen Zeitraum begrenzt innerhalb eines Teams alles passen muss. Heute ist es noch schwieriger geworden. Wir haben 1992 innerhalb einer Woche den Fedcup ausgespielt. Heute muss an drei Wochenenden im Jahr alles perfekt laufen. Außerdem ist die Weltspitze breiter geworden, es spielen noch mehr Nationen gutes Tennis als zu meiner aktiven Zeit.

Warum scheint es anderen Nationen oft besser zu gelingen als Deutschland, als Team zusammenzuhalten?

Ich denke nicht, dass das in anderen Nationen signifikant besser gelingt. Grundsätzlich tun sich manche Tennisspieler schwer damit, sich auf den Teamgedanken einzulassen. Die Umstellung ist auch nicht leicht. Man ist gewohnt, das ganze Jahr über seinen eigenen Rhythmus zu haben, was Trainings- oder Essenszeiten angeht. Und dann muss man sich plötzlich nach anderen richten, sich anpassen.

Das ist Ihnen stets sehr gut gelungen, immerhin hat keine deutsche Spielerin mehr Einzelsiege im Fedcup geschafft. Warum?

Ich habe auch manchmal schönen Mist zusammengespielt! Mein Vorteil war, dass ich mir keine Gedanken darüber gemacht habe, dass ich für mein Team oder mein Land spiele. Ich wollte immer so gut spielen wie für mich allein.

Dieses Thema, besonderen Druck zu empfinden, wenn man für sein Land spielt, ist in den vergangenen Wochen sehr präsent gewesen, ausgelöst durch Per Mertesacker. Wie ist es Ihnen gelungen, diesen Druck nicht negativ auf sich wirken zu lassen?

Immer ist mir das auch nicht gelungen, ich war manchmal sehr aufgeregt. Das Gefühl, für andere mitverantwortlich zu sein, kann schon zu mehr Druck führen. Ich habe immer gern fürs Team gespielt.

Es heißt, dass Frauen anders mit Druck umgehen, weil sie offener miteinander reden als Männer, die es eher mit sich selbst ausmachen. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Ich glaube nicht, dass das geschlechtsspezifisch ist, sondern immer eine Frage des Charakters. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass wir damals auch im Fedcupteam nie miteinander über irgendwelche Schwächen geredet haben. Das hat jede mit sich selbst ausgemacht.

Wie präsent ist Ihr Fedcupsieg 1992 noch?

Eigentlich gar nicht. Ich war 17 und habe mich mitreißen lassen. In dem Alter realisierst du nicht, was so etwas bedeutet. Außerdem gewann damals ständig irgendein deutscher Spieler ein Grand-Slam-Turnier. Da war ein Titel im Fedcup nichts wirklich Besonderes. Diese Erkenntnis kam bei mir erst viel später.

Was hat der Triumph im Fedcup rückblickend denn für Ihre Karriere bewirkt?

Er hat mir eine Menge Selbstvertrauen gegeben und mir gezeigt, dass ich in der Lage bin, große Matches zu gewinnen.

Sie würden also jeder Spielerin zuraten, im Fedcup anzutreten?

Ich rate jeder Spielerin, das individuell zu entscheiden. Ich habe es besonders genossen, in einer Gemeinschaft Siege zu feiern. So etwas erlebst du sonst als Tennisprofi nicht. Aber jede Spielerin muss für sich selbst wissen, ob sie sich bereit fühlt, in einem Team zu spielen.

Die Erwartungshaltung in Deutschland ist stets hoch, auch die heutigen Generationen werden mit Graf, Becker, Stich verglichen. Ist das eine Bürde, die Leistung hemmt?

Die Erwartungshaltung kann man leider nicht wegreden, zumal dann, wenn man zwei Topspielerinnen hat wie Julia Görges und Angelique Kerber. Damit müssen die Spielerinnen klarkommen, und das tun sie auch.

Dann formulieren Sie bitte Ihre Erwartungshaltung für das Wochenende.

Die Chancen, ins Finale einzuziehen, sind da. Allerdings hat Tschechien mit Petra Kvitova und Karolina Pliskova zwei Top-Ten-Spielerinnen. Es wird hart. Aber wenn alles passt, dann wird es mit dem Titel klappen.