Hamburg. Hamburger Skip startet bei Curling-WM der Senioren

„Endlich“, sagt John Jahr jr. und lächelt, „endlich bin ich mal der Jüngste. Das ist schön.“ Tatsächlich kennt er dieses Gefühl nicht. 2014 war der Skip vom Hamburger Curling Club bei den Olympischen Spielen in Sotschi nicht nur der strategische Kopf, sondern mit damals 48 Jahren auch der älteste deutsche Teilnehmer. Jetzt, bei der anstehenden Senioren-WM, feiert er mit 53 Jahren sein sportliches Comeback – Junior John Jahr sozusagen.

„Monatelang hat er mich gedrängt und gedrängt“, erzählt der Immobilienkaufmann über seinen Clubkameraden Matthias Steiner aus der deutschen Nationalmannschaft. „Erst mehr im Spaß als im Ernst, irgendwann hatte er mich dann gepackt.“ So reiste er am Donnerstag gemeinsam mit Steiner, Wolfgang und Achim Burba (beide Oberstdorf) und dem Kölner Christoph Möckel ins schwedische Östersund, wo an diesem Sonnabend mit der Partie gegen England die WM der über 50-Jährigen beginnt. Insgesamt sechs Vorrundenspiele hat das Team zu bestreiten, dann folgen eventuell die Viertelfinals und so weiter. „Ziel ist natürlich eine Medaille“, sagt Jahr. „Wenn ich an den Start gehe, dann richtig. Das ist ein ernster Wettbewerb.“ Bis zum 28. April sind 28 Mannschaften am Start, auch aus den starken Curling-Nationen Schweiz, Norwegen, Kanada, USA und Schottland.

Nach Ende seiner aktiven Laufbahn 2014 hat Jahr „nicht mehr viel“ gemacht auf dem Curling-Eis. Ein bisschen Freizeit-Curling hat er noch gespielt, besseres Hobby. Auch deshalb hat er sich nun acht Wochen mit dem Team, das im Vorjahr in Kanada Platz vier belegen konnte, intensiv vorbereitet.

Praktisch jedes Wochenende waren sie unterwegs, absolvierten ein Trainingslager in Baden-Baden, gewannen vor zwei Wochen ein Turnier in Füssen. Regelmäßige Übungsstunden auf dem eigenen Eis in Hamburg sind allerdings schon seit Wochen nicht mehr möglich, weil die vereinseigene Halle an der Hagenbeckstraße wie jedes Jahr Ende März saisonbedingt geschlossen wurde und erst von Oktober an wieder Eis hat.

Der kleine Boom, den Jahr mit seinen Mannschaftskollegen durch die Olympiaqualifikation ausgelöst hatte, ist in Hamburg wieder vorbei. Das Jugendleistungszentrum des deutschen Verbands wurde aus finanziellen Gründen wieder eingestellt, nachdem der DOSB seine Förderrichtlinien geändert hatte. „Wir führen Lehrerfortbildungen durch, es gibt Hamburger Schulmeisterschaften, der Betriebssport wächst, Kinder und Jugendliche können sich ausprobieren“, erzählt Jahr. Nicht alles, aber manches ist gut. Mit 170 Mitgliedern ist der HCC immer noch der größte Club in Deutschland.