Hamburg. Bis zum 2. Mai muss die Zweitligalizenz beantragt werden. Dafür fehlen noch mindestens 50.000 Euro

Es ist ein sportlich bedeutungsloses Spiel, mit dem die Zweitligafrauen des Volleyball-Teams Hamburg (VTH) an diesem Sonnabend (19.30 Uhr) die Saison 2017/18 beschließen. Ob die Mannschaft von Cheftrainer Jan Maier verliert oder gewinnt – der neunte Tabellenrang ist für sie zementiert. Dass die Partie bei den Stralsunder Wildcats dennoch eine his­torische werden könnte, hat einen einfachen Grund. Sofern nicht ein mittelgroßes Wunder passiert, droht in Mecklenburg-Vorpommern der letzte Aufschlag der klassenhöchsten Hamburger Volleyballmannschaft.

„Unsere Zukunft ist akut gefährdet“, bemüht sich VTH-Präsident Volker Stuhrmann nicht einmal um diplomatische Umschreibung der prekären Lage. Fakt ist: Wollte man in Neugraben in der kommenden Spielzeit mit unverändertem Etat von 200.000 Euro planen, müsste bis zum 2. Mai – dem Tag, an dem der Lizenzantrag bei der Ligenvertretung per Einschreiben eingereicht werden muss – ein sechsstelliger Fehlbetrag ausgeglichen sein. Selbst für einen Plan B „mit erheblichen, schmerzhaften Einsparungen“, den Stuhrmann ausgearbeitet in der Schublade liegen hat, fehlen rund 50.000 Euro. Kein Wunder also, dass der 70-Jährige in den kommenden Tagen noch einmal alle Kräfte mobilisieren muss, um die Existenzgrundlage für den Nachfolgeverein des VT Aurubis zu sichern, den er nach dem Ausstieg der Namen gebenden Kupferhütte als Hauptsponsor im Sommer 2016 als Präsident übernommen hatte.

Hauptursache für die finanziellen Nöte ist der sportliche Misserfolg. „Uns springen Sponsoren ab, weil sie nicht erkennen können, dass wir uns sportlich nach vorn entwickeln“, sagt Stuhrmann. Selbst das zurückhaltend formulierte Saisonziel, besser als auf Platz neun in der vergangenen Spielzeit abzuschließen, wurde verpasst. „Klar ist, dass die sportliche Entwicklung deutlich hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben ist“, sagt Stuhrmann, der Cheftrainer Maier ausdrücklich aus der Verantwortung entlässt. „Er hat alles dafür getan, dass wir besser werden, aber einige Leistungsträgerinnen haben ihn hängen lassen“, sagt er.

Maier selbst will sich nicht aus der Verantwortung stehlen, aber auch er sagt: „Einige erfahrene Spielerinnen und auch einige Neuzugänge haben leider nicht das gebracht, was wir erwartet hatten. Uns haben Stabilität und Konstanz gefehlt.“ Man müsse nach der ersten gemeinsamen Saison konstatieren, „dass wir es mit diesem Kader nicht schaffen würden, den Dreijahresplan einzuhalten. Dieses Team bräuchte mehr Zeit.“ Der Dreijahresplan hatte eine Rückkehr in die Bundesliga bis 2020 vorgesehen.

Sollte der Lizenzantrag für die Saison 2018/19 doch gestellt werden können, würde sich das Gesicht der Mannschaft deutlich verändern. „Wir werden nicht über den möglichen neuen Kader reden, bevor wir nicht die Lizenz beantragt haben“, sagt Maier, „aber dass wir ihn verändern müssten, ist klar.“ Drei Leistungsträgerinnen sollen keinen neuen Vertrag erhalten. Er sei in aussichtsreichen Gesprächen mit gestandenen Spielerinnen, die gern nach Hamburg kommen würden. Vor einem Transfervollzug stünde jedoch die finanzielle Rettung.

Um diese zu ermöglichen, führt Stuhrmann seit Wochen Gespräche mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik. Zuletzt gelang es ihm, eine drohende Mietzahlung für die Heimspielstätte CU-Arena abzuwenden, die das Team bislang kostenfrei für Training und Spielbetrieb nutzt. „Wenn das gekommen wäre, hätten wir gleich zusperren können“, sagt er. Auch die Alexander-Otto-Stiftung, deren Rückzug als Unterstützer drohte, bleibt nun doch am Netz, wenn auch mit um die Hälfte gekürzten Bezügen. „Wir überprüfen jedes Jahr unsere Engagements, weil wir kein institutioneller Förderer sind“, sagt Sprecher Rando Aust, „aber wir wollten unser Engagement nicht sofort auf null fahren und hoffen, dass das dazu führt, dass es weitergeht.“

Stuhrmann setzt nun verstärkt auf Hilfe der Stadt, nachdem er in der vergangenen Woche bei Sportstaatsrat Christoph Holstein vorstellig geworden war. Der sagt: „Wir bemühen uns zu helfen, werden aber nicht bis Anfang Mai einen Sponsor präsentieren können.“ Stuhrmann, der aus Privatmitteln den größten Etatteil stemmt, ist zu einem weiteren finanziellen Kraftakt nicht bereit. Er verweist auf die Entwicklungen im Umfeld, das Cheftrainer Maier als „erstligatauglich“ einstuft. Nach Querelen mit dem TV Fischbek stünde Kooperationspartner HNT als neuer Lizenznehmer bereit. Man habe keine Schulden, werde alle Verpflichtungen erfüllen. „Wir haben mittlerweile ein Nachwuchszentrum, gute Beziehungen zu den Nachbarvereinen und zum Hamburger Volleyballverband. Ich kämpfe bis zum letzten Tag. Aber mehr kann ich nicht tun.“ Ob das reicht, wird man am 2. Mai wissen.