Hamburg. Sportdirektor Sven Gösch plant beim Hamburger Eishockey-Oberligaclub die Saison 2018/19 auf Hochtouren

„Mary Poppins“ stand am Freitagabend auf dem Programm. Mit Ehefrau und Tochter besuchte Sven Gösch das Musical im Hamburger Hafen. Ein wenig Zeit mit der Familie als Ausgleich für den Stress, der den Sportdirektor der Crocodiles Hamburg in diesen Wochen in Alarmbereitschaft versetzt. Nach dem Verpassen der Play-offs in der abgelaufenen Saison muss der 45-Jährige nun die Weichen stellen, um den treuen Fans in der Spielzeit 2018/19 wieder mehr Vergnügen an ihren Eis­hockey-Oberligamännern zu bereiten.

Nach der Trennung von zwölf Spielern gilt es nicht nur, den Kader quantitativ aufzufüllen. Sondern vor allem, die Qualität der Mannschaft zu erhöhen. Göschs Problem: „Wir müssen viel genauer suchen als die Konkurrenz, da wir finanziell von den Topclubs ein ganzes Stück weg sind. Wir müssen also intensiv scouten und dann hoffen, dass die Kandidaten Bock auf Hamburg haben und dafür auf gewisse Dinge verzichten“, sagt er. Zwar bleibe das Spielerbudget im Vergleich zur vergangenen Saison konstant, das aber reiche aktuell nicht aus, um den Kader wie gewünscht mit 20 Feldspielern plus zwei Torhütern zu bestücken. „Deshalb planen wir aktuell mit 15 plus zwei und hoffen, dass sich über den Sommer noch einige Sponsorenabschlüsse ergeben.“ Auch ein starker Dauerkartenverkauf könne helfen, „ich kann aber verstehen, dass die Fans nach der enttäuschenden Saison nicht die Katze im Sack kaufen wollen“, sagt Gösch.

Was die Kaderplanung zusätzlich erschwert, ist die Vakanz auf der Trainerposition. Nach der Trennung von Herbert Hohenberger – der Österreicher überwarf sich im Saisonendspurt mit Teilen des Teams und der Führung und wechselte zum Ligakonkurrenten Herne – ist die Nachfolgersuche seit Wochen in Gang. In den kommenden Tagen könnte es Bewegung geben. Am Mittwoch hat Gösch einen Gesprächstermin mit einem Kandidaten, dessen Namen er streng geheim hält. Ein weiterer Kandidat ist John Tripp (40). Der Ex-Nationalspieler, der zwischen 2007 und 2010 für die Hamburg Freezers in der DEL auflief, hatte bei den Eispiraten Crimmitschau in der DEL2 2016/17 erste Trainererfahrung gesammelt. Im vergangenen Sommer war er bereits in Hamburg ein Thema, wechselte aber zum schottischen Club Braehead Clan, wo er Ende März entlassen wurde.

Fraglich ist jedoch, ob das Budget ausreicht, einen Mann seiner Güte zu finanzieren. „Klar ist, dass die Trainerposition Priorität hat, damit der neue Coach bei der Kaderplanung mitsprechen kann“, sagt Gösch, „ich kann aber nicht sagen, wie schnell es gehen wird.“ Die fehlende Planungssicherheit ist im Werben um neue Spieler fraglos hinderlich. Kandidaten wie der Füssener Veit Holzmann, an dem die Hamburger schon vor der vergangenen Saison interessiert waren, wechseln zu anderen Clubs. Spieler wie Fabio Calovi zögern mit der Verlängerung ihrer Verträge. „Wir brauchen noch zwei gestandene Spieler und bis zu zehn hungrige Talente. Es ist klar, dass unser Ziel sein muss, die Play-offs zu erreichen, wenn wir hier etwas weiterentwickeln wollen“, sagt Gösch. Offiziell gilt noch immer der Vierjahresplan mit dem Ziel, bis 2020 den Aufstieg in die DEL2 zu realisieren.

Um das Budget zu schonen, war kurzzeitig sogar angedacht worden, Gösch in Personalunion auch als Cheftrainer arbeiten zu lassen. Das jedoch lehnt er ab. „Und das nicht, weil ich es mir nicht zutrauen würde“, sagt er. Vielmehr sei ihm sein Hauptberuf als Geschäftsführer eines Bistros in Lübeck als Sicherheit zu wichtig, um diesen aufzugeben. „Als Trainer kannst du ganz schnell gefeuert werden. Ich habe aber Verantwortung für meine Familie.“ Realismus ist das, der Gösch auch in seinem „Nebenjob“ helfen wird.