Hamburg. Auch Hieronymus kritisiert im NDR die Club-Verantwortlichen: „Ein Albtraum“

Es sind Worte, die wie Ohrfeigen klingen. Gleich zwei HSV-Legenden haben sich mit teilweise drastischer Kritik zum Absturz ihres Clubs geäußert: Holger Hieronymus und Felix Magath. Die beiden Europapokalsieger von 1983 äußerten sich in der „Sportclub Story“ des NDR zum Zustand des Noch-Bundesligisten. „Mein alter Freund Hermann Rieger wird sich im Grab um­drehen, wenn er das alles mit ansehen muss“, sagte etwa der 64-jährige Magath in der Reportage „Nur der HSV – Absturz oder Aufbruch“.

Magath kritisiert insbesondere die Arbeit der Vorstände in den vergangenen Jahren. „Seit 20 Jahren sind es nur die Trainer, die jedes Jahr drei-, viermal gewechselt werden, wenn es geht. Es wird überhaupt nicht darüber gesprochen, dass ständig Geld verschleudert wird für eigenes Unvermögen.“ Der HSV habe immer auf die Personen abgestrahlt, die ihn vertreten hätten. „Aber ich habe lange keinen mehr gesehen, der etwas für den HSV gemacht hat.“

Auch der frühere Manager Holger Hieronymus äußerte sich im NDR erstmals seit langer Zeit über den Club. Hieronymus hatte sich vor vier Jahren als Mitglied der Initiative HSVPlus für die Ausgliederung starkgemacht. Heute sagt der 59-Jährige: „Es ist von all dem, was geplant war, nichts umgesetzt worden.“ Hieronymus kritisiert die damaligen Verantwortlichen um Dietmar Beiersdorfer und Karl Gernandt, ohne ihre Namen zu nennen. „Meine Freunde Horst Hrubesch, Ditmar Jakobs und ich sind im Zuge dieser Ausgliederungskampagne ausgenutzt worden. Uns wurde nicht die Wahrheit erzählt.“ Und weiter: „Wie sich der HSV im Gesamtgebilde darstellt, ist für mich ein Albtraum.“

Felix Magath glaubt nicht, dass sich unter dem neuen Vereinspräsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden Bernd Hoffmann Grundlegendes verändert. In den vergangenen Jahren sei beim HSV „immer nur Schein“ gewesen. „Und wir haben dieses Jahr wieder lernen dürfen, dass sich nichts geändert hat und jemand über den Umweg ,Präsident des HSV‘ wieder an verantwortlicher Stelle in den Verein kommt.“

Der mit dieser Kritik angesprochene Hoffmann äußerte sich ebenfalls in dem NDR-Beitrag. Er kündigte erneut an, den Neuaufbau des HSV konsequent einzuleiten. „Wir werden uns auf jeden Fall neu aufstellen und jeden Stein umdrehen. Das machen wir völlig unabhängig von der Ligazugehörigkeit.“ Hoffmann will mit Investor Klaus-Michael Kühne auf Augenhöhe agieren und sich aus der Abhängigkeit lösen. „Der HSV ist groß und stark genug und wird sich die wirtschaftlichen Möglichkeiten wieder erarbeiten, um eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen – unabhängig von Herrn Kühne.“