Madrid. Juventus Turin fühlt sich im Champions-League-Viertelfinale in Madrid betrogen

Da stand er und posierte herum, ganz Cristiano Ronaldo eben. Gerade hatte er in der achten Minute der Nachspielzeit den Elfmeter zum 1:3 verwandelt, der Titelverteidiger Real Madrid im Champions-League-Viertelfinale gegen Juventus Turin nach dem 3:0 im Hinspiel die Verlängerung ersparte. „Es war Elfmeter, ich weiß gar nicht, was die wollen“, sagte der Weltfußballer.

Nun, bei den Italienern kannte die Wut nach einer denkwürdigen Nacht kaum Grenzen. Sie fühlten sich vom englischen Schiedsrichter Michael Oliver betrogen. Torwartlegende Gianluigi Buffon beschimpfte den Schiedsrichter, Präsident Andrea Agnelli sprach gar von einer „wissenschaftlichen“ Bestrafung für italienische Clubs.

Ein „Verbrechen gegen den Sport“ witterten die italienischen Zeitungen. Das in Barcelona erscheinende Blatt „Sport“ sprach auf Seite eins vom „Diebstahl des Jahrhunderts“. Gemeint war der Elfmeterpfiff 30 Sekunden vor der Verlängerung, bei dem es zweifellos Kontakt gab, aus Sicht der Juve-Profis aber bei Weitem nicht genug, um einen Strafstoß zu verhängen.

Der ehemalige Münchner Mario Mandzukic (2., 37.) und Blaise Matuidi (61.) hatten für die Italiener den Rückstand aus dem Hinspiel wettgemacht, alles schien für die Verlängerung bereit – bis Oliver eine leichte Berührung von Medhi Benatia an Lucas Vazquez als strafwürdiges Foulspiel bewertete. „Du kannst in der 93. Minute niemals so einen Elfmeter pfeifen. Jeder weiß, dass dieses Spiel in die Verlängerung gehen sollte“, sagte der Abwehrspieler.

Der Unparteiische habe „anstelle des Herzens einen Mülleimer“, sagte Buffon: „Wenn du diese Persönlichkeit nicht hast, Schiedsrichter und Protagonist zu sein, dann musst du mit deiner Frau und deinen Kindern auf der Tribüne sitzen, Chips essen, Sprite und Coca-Cola trinken und Gummibärchen essen und zuschauen.“ Auf dem Platz hatte Buffon dem Schiri „Fahr zur Hölle“ zugerufen und dafür Rot gesehen.

Die Diskussion über eine Einführung des Videobeweises auch in der Königsklasse kommt nach der denkwürdigen Nacht von Madrid nun wieder auf. „Wir haben die Technologie, um solche Fehler zu vermeiden, und ich bin sicher, dass der Schiedsrichter die am meisten enttäuschte Person des Abends sein wird, wenn er sich den Mitschnitt des Spiels noch mal anschaut“, sagte Agnelli. Der Europaverband Uefa hat sich bisher allerdings immer gegen die Einführung des Videobeweises gestellt.