München. Der FC Bayern kommt durch ein 0:0 gegen Sevilla in der Champions League weiter. Juve-Drama in Madrid

Der FC Bayern München hat den Sprung unter die besten vier Teams Europas unspektakulär gemeistert. Im Viertelfinalrückspiel der Champions League trennte sich die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes vom FC Sevilla mit 0:0 (0:0). In der Vorwoche siegte der Rekordmeister in Spanien mit 2:1.

In der zweiten Partie des Abends sah es hingegen lange nach einer Sensation aus. Juventus Turin führte nach dem vermeintlich deutlichen 0:3 im ersten Aufeinandertreffen dank zweier Treffer des ehemaligen Bundesligastürmers Mario Mandzukic zur Pause mit 2:0 bei Real Madrid. Blaise Matuidi konnte in der 61. Minute sogar das Hinspielergebnis egalisieren. Dramatische Züge nahm die Partie in der Schlussphase an. Real bekam in der Nachspielzeit einen Elfmeter zugesprochen. Juventus Torwartlegende Gianluigi Buffon (40) sah zudem die Rote Karte, nachdem er den Schiedsrichter verbal attackierte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Cristiano Ronaldo zum 1:3 (90.+7). Es war die Fortsetzung des Rückspielwahnsinns in der Königsklasse vom Dienstag.

Der FC Barcelona hat in dieser Saison 334 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, Manchester City rund 315. Die teuersten Neuzugänge des AS Rom dagegen kamen von Clubs wie Sassuolo Calcio oder Basaksehir Istanbul. Mehr als 14 Millionen Euro hat der Club in dieser Saison nicht für einen Profi ausgegeben. Trotzdem ist der „Roma“ am Dienstagabend in der Champions League etwas gelungen, was in Zeiten der Ablöserekorde und teils staatlich gelenkten Investoren-Clubs kaum jemand mehr für möglich gehalten hätte: Die Italiener stehen nach einem 3:0 (1:0)-Sieg gegen Barça im Halbfinale. Man City, Paris Saint-Germain und auch der große FC Barcelona sind trotz ihrer hochgerüsteten Kader draußen. „Die Jungs haben einen außergewöhnlichen Job gemacht“, sagte Roms Trainer Eusebio Di Francesco. Sein Präsident James Pallotta sprang vor Freude in den Brunnen auf der Piazza del Popolo, umringt von unzähligen Fans, die den ersten Einzug ihrer Mannschaft ins Halbfinale der Königsklasse feierten.

Der ungewöhnliche Jubel blieb jedoch nicht ohne Folgen. Der Verbraucherschutzbund Codacons zeigte den AS-Rom-Chef an und forderte die Stadt Rom auf, eine Geldstrafe in Höhe von 500 Euro zu verhängen, die normalerweise für das Baden in Roms Brunnen fällig wird. Pallotta entschuldigte sich daraufhin bei Bürgermeisterin Virginia Raggi. „Pallotta hat mich angerufen und sich entschuldigt. Er hat im Freudenrausch gehandelt, doch er hat begriffen, dass er kein gutes Beispiel gegeben hat“, sagte Raggi, die sich noch am Mittwoch mit Pallotta traf. Dabei überraschte der Roma-Boss sie mit einer großzügigen Spende von 230.000 Euro, die für die Restaurierung des Brunnens vor dem Pantheon in Rom verwendet werden sollen. Feste müssen bekanntlich so gefeiert werden, wie sie fallen. Zur Not auch im kühlen Nass. Es zeigt, mit wie viel Herzblut der Roma-Chef dabei ist.

Auch Pallotta ist ein US-amerikanischer Investor, auch in Rom kassieren die Spieler Millionengehälter. Trotzdem war der Sieg gegen Barcelona nach dem 1:4 im Hinspiel eine Sensation. „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt gewonnen. Wir haben immer daran geglaubt und haben es verdient. Mit diesem Publikum ist alles möglich“, sagte Konstantinos Manolas. Der Innenverteidiger hatte per Kopf in der 82. Minute den 3:0-Endstand erzielt. Auch ein früherer Bundesliga-Profi gehörte zu den Torschützen. „Wir haben ein Team, das jeden schlagen kann, auf den Boden der Tatsachen geholt“, sagte der ehemalige Wolfsburger Stürmer Edin Dzeko: Herz siegt über Geld. Beim FC Barcelona dagegen konnte keiner der Superstars – von Luis Suárez bis hin zu Lionel Messi – den furios aufspielenden Römern etwas entgegensetzen. Ein ähnliches Schicksal ereilte Manchester City, das sich nicht gegen den von Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool durchsetzen konnte. Paris Saint-Germain war bereits im Achtelfinale an Real Madrid gescheitert. Es sind vor allem diese drei Vereine, die die Ablösesummen im europäischen Fußball in dieser Saison in nie gekannte Dimensionen getrieben haben. Neymar wechselte für 222 Millionen Euro von Barcelona nach Paris, die Katalanen reinvestierten das Geld im Gegenzug unter anderem in Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund. Bei Manchester City versucht der Besitzer aus Abu Dhabi seit Jahren, den Triumph in der Königsklasse zu erkaufen. Ohne Erfolg. In den nationalen Ligen dominieren PSG, Man City und Barça die Konkurrenz. Auf europäischer Ebene ist für sie aber erneut frühzeitig Schluss. „Das ist eine große Enttäuschung“, sagte Barcelonas Trainer Ernesto Valverde.

Zum Vergleich: Rom hat in der Saison 2016/17 insgesamt 171,8 Millionen Euro umgesetzt. Das bewegt sich auf dem Niveau von Borussia Mönchengladbach. Die Verantwortlichen müssen sich sogar darum sorgen, in der nächsten Saison wieder in der Champions League spielen zu dürfen. In der Serie A liegt das Team auf Platz vier.