Hamburg. Für die Saison 2018/19 stehen bereits 29 Spieler beim FC St. Pauli,der diesen Sonnabend in Aue antritt, unter Vertrag

Uwe Stöver hat Wort gehalten. Bis spätestens Mitte April wollte der Sportdirektor des FC St. Pauli die Baustellen im Kader geschlossen haben. Mit Kapitän Bernd Nehrig wird in Kürze der letzte Profi, der einen im Sommer auslaufenden Vertrag hat, seine Unterschrift unter das neue Arbeitspapier setzen. Dann hätte der Kiezclub, der an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky live) bei Erzgebirge Aue antritt, für die kommende Spielzeit bereits 29 Spieler inklusive des Kiel-Rückkehrers Marvin Ducksch sowie der Talente Luis Cordes (19), Ersin Zehir (22) und Jakob Münzner (18) unter Vertrag. Jetzt noch ein Ersatz für den nach Köln wechselnden Abwehrchef Lasse Sobiech finden und voilà: Die Saison 2018/19 kann kommen.

St. Pauli will Spieler mit laufendem Vertrag abgeben

Mitnichten! Für Stöver ist die aktuelle Kadersituation mehr Fluch als Segen. Nicht erst die schwache Saison zeigt, dass St. Pauli dringend frisches Blut brauchen könnte. Das Problem: Nach den Vertragsverlängerungen von Brian Koglin, Waldemar Sobota, Jan-Philipp Kalla, Jeremy Dudziak und Johannes Flum fehlt es dem Kiezclub an Manö­vriermasse, um neue Leute zu verpflichten. Zumal es noch offen ist, was mit den Leihspielern Thibaud Verlinden (Stoke City) und Mats Möller Daehli (SC Freiburg) passieren wird. „Deren Verträge sind klar geregelt. Genauso ist es umgekehrt im Fall von Marvin Ducksch. Das ist im Moment ganz klar. Ob das in zwei Monaten noch so ist, weiß ich nicht. Es wird noch genügend freie Spots geben, um frischeImpulse für die neue Saison zu setzen“, beschwichtigt Stöver gelassen.

Aber Fakt ist: St. Pauli möchte auf keinen Fall einen mehr als 30 Spieler umfassenden Kader haben, wenn Ende Juni die Vorbereitung auf die neue Spielzeit beginnt. Die einzige Möglichkeit: Spieler mit laufendem Vertrag abgeben. Das Problem: Die gezeigten Leistungen werden nicht dazu führen, dass Interessenten Schlange stehen werden. „Einige Gespräche haben wir schon geführt, einige werden noch folgen“, erklärt Stöver, der bereits im Winter versucht hatte, die Talente Maurice Litka (22/Vertrag bis 2020), Kyoungrok Choi (23/Vertrag bis 2019) und Joel Keller (23/Vertrag läuft aus) bei anderen Vereinen unterzubringen – allerdings vergebens.

„Bei Keller ist die Perspektive zu hundert Prozent so, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Wir werden bei den Spielern, mit denen wir im Winter schon gesprochen haben, die Erkenntnisse aus dem ersten Halbjahr 2018 einfließen lassen und noch das eine oder andere besprechen“, sagt Stöver.

Für den kommenden Sommer könnte es in Sachen Abgänge prominentere Namen treffen. Allen voran in der enttäuschenden Offensive will und muss St. Pauli neue Impulse setzen. Weder Aziz Bouhaddouz (drei Saisontore) noch Sami Allagui (vier Treffer) konnten konstant ihre Leistung zeigen. Auch Winterneuzugang Dimitrios Diamantakos entpuppte sich bisher nicht als die erhoffte Verstärkung.

Gerade bei Bouhaddouz und Al­lagui, die zu den Topverdienern im Kader gehören, wären die Verantwortlichen durchaus gesprächsbereit, sollte es Angebote im Sommer geben. „Die genaue Kadergröße hängt auch von den Gesprächen ab, die wir in den kommenden Wochen führen, was die Ausrichtung für die Saison 2018/19 angeht. Welche Perspektive geben wir den Spielern, welche Perspektive sehen die Spieler selbst?“, erklärt Stöver.

Die kommenden Monate werden für St. Pauli richtungsweisend. Mit Lasse Sobiech verlässt bereits ein Spieler auch mangels sportlicher Perspektive den Club. Nach der kommenden Saison laufen weitere zehn Verträge aus. Darunter auch die der Leistungsträger Robin Himmelmann, Christopher Buchtmann und Philipp Ziereis, der am Mittwoch lange auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße mit Berater Patrick Williams gesprochen hatte.

Gerade diese ambitionierten Profis im besten Fußballeralter werden ganz genau hinschauen, wohin die sportliche Reise des Kiezclubs geht. Seit vier Jahren geht es für die Hamburger jetzt schon zum dritten Mal gegen den Abstieg. „Wir werden einen Kader mit gestandenen und talentierten Spielern haben“, blickt Stöver optimistisch auf die kommende Spielzeit voraus.

Der FC St. Pauli wäre im Übrigen auch im Worst-Case-Szenario Abstieg nicht unvorbereitet. Nach Abendblatt-Informationen haben beim Kiezclub 14 Spieler sowie zwei Talente einen Vertrag, der auch für die Dritte Liga Gültigkeit hätte.