Hamburg. Hamburg Towers ziehen Konsequenzen aus ihrer bisher schlechtesten Saison in der 2. Basketballbundesliga

Eine bessere Dramaturgie für einen versöhnlichen Saisonabschluss hätte sich kein Regisseur ausdenken können: Acht Sekunden vor Schluss gleicht Hrvoje Kovacevic mit einem Dreipunktewurf zum 81:81 aus, wird dabei gefoult, verwandelt dann den anschließenden Freiwurf zum 82:81. Beim Gegenangriff fällt der Ball zweimal auf den Ring, aber nicht in den Korb. Unter dem Jubel der 3400 Zuschauer in der erneut ausverkauften edel-optics.de-Arena gewinnen die Hamburg Towers ihr letztes Saisonspiel in der 2. Basketballbundesliga ProA gegen die Academics Heidelberg. Die Fans feiern das Team minutenlang.

„Das war eine schwere Saison, über die wir nicht besonders glücklich sind“, sagt Sportchef Marvin Willoughby später ins Hallenmikrofon. „Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Und wenn die Ergebnisse nicht stimmen, es dennoch stets 3400 Leute gibt, die uns von der ersten bis zur letzten Sekunde unterstützen, macht uns das einfach nur demütig. Wir hoffen in der nächsten Spielzeit das nachholen zu können, was wir uns von dieser erhofft hatten.“

13:17 Siege, Tabellenplatz zehn ist das schlechteste Resultat der vierjährigen Vereinsgeschichte (zuvor 8./2015; 5./2016; 9./2017). Trotz des bisher höchsten Saisonetats von fast zwei Millionen Euro, der individuell wohl am besten besetzten Mannschaft, dem mit 3239 Besuchern im Schnitt (Vorjahr 3047) höchsten Zuspruch wurde das ambitionierte Ziel Platz vier nach gutem Saisonstart (9:3 Siege/Platz drei) nach einer Serie von zwölf Niederlagen in 13 Spielen am Ende klar verfehlt. Das Leistungsgefälle reichte von zwei knappen Siegen gegen den Tabellendritten Heidelberg bis zu zwei Niederlagen gegen Absteiger Ehingen.

„Unser Gesamtprodukt, Akzeptanz, Bekanntheit, Organisation hat sich sehr positiv weiterentwickelt“, sagt Gesellschafter Jan Fischer, zuständig für Kommunikation und Sponsoring, „jetzt sind wir gefordert, sportlich die nächsten Schritte zu gehen.“

Sportchef Willoughby hat nach vielen internen Gesprächen seine Schlüsse aus der Saison gezogen. „Die Beziehungen der Spieler untereinander waren in Ordnung, das Verhältnis zu den Fans bestens. Was uns von Anfang an fehlte, war eine klare Hierarchie und Rollenverteilung in der Mannschaft. Die hätte uns geholfen, kritische Situationen besser, weil im Zusammenspiel zu lösen.“

Willoughby sieht sich in der Verantwortung, die Probleme nicht rechtzeitig erkannt und „vielleicht zu lange“ an Trainer Hamed Attarbashi festgehalten zu haben. „Wenn ich alles gewusst hätte, was ich jetzt auch über das Verhältnis Spieler/Trainer weiß, hätte ich wohl früher gehandelt. Andererseits hatten wir mit Hamed dreieinhalb gute Jahre, da fällt es schwer, den richtigen Zeitpunkt zu finden.“ Erst unter Nachfolger Benka Barloschky (30), der wieder ins zweite Glied rückt, wuchsen die Towers auch auf dem Spielfeld – langsam – als Team zusammen.

Willoughby plant für die neue Spielzeit mit einem erfahrenen ausländischen Trainer – in Abstimmung mit seinen Mitgesellschaftern Fischer und Tomislav Karajica, zugleich neben Energieversorger Vattenfall ein wichtiger Vereinssponsor (edel-optics.de/Invest). Weil der Wunschcoach noch anderswo in der Pflicht steht, verzögert sich die Bekanntgabe. „Auch das Team wird ein neues Gesicht erhalten“, sagt Willough­by. Besonders potenzielle Leistungsträger hätten ihn „schwer enttäuscht“, Spielmacher Hrvoje Kovacevic (32) dürfte dagegen einen neuen Vertrag erhalten wie auch René Kindzeka (22), der seit der Gründung für die Towers dribbelt. Weiter sollen Talente auch über Kooperationspartner Rist Wedel über Doppellizenzen an die ProA herangeführt werden. Willough­by: „Wir brauchen künftig Spieler, die nicht beim ersten Gegenwind umknicken, Spieler, die vorangehen, andere mit­reißen, die präsent sind, wenn es darauf ankommt, und keine, die nur hinterherlaufen. Das ist auch eine Frage der Qualität und des Preises.“ Ziel bleibe es, 2019 in der ProA in den Play-offs erstmals das Halbfinale zu erreichen.

„More than Basketball“, mehr als Basketball, lautet das Motto der
Towers. Auch der im Aufbau befindliche Club abseits des Profiteams soll langfristig und nachhaltig Spuren in Wilhelmsburg hinterlassen, zu einem Großverein wachsen. Karajica möchte ein umfassendes Sportangebot mit Dreifelderhalle und Fitnesscenter in ein von ihm konzipiertes Immobilienprojekt integrieren, um das neue Quartier aufzuwerten. Geplant ist ein Standort in der Nähe des Inselparks. Die Planungen sind bereits fortgeschritten. „Unsere große Idee ist es, Basketball in die Stadt zu tragen. Wilhelmsburg bleibt dafür unsere Basis“, sagt Karajica.