Hamburg. Der Japaner will nach zwei Kreuzbandrissen endlich wichtig für St. Pauli werden

Den härtesten Zweikampf führt Ryo Miyaichi aktuell gegen die Schlaflosigkeit. Sein im Oktober 2017 geborener Sohn hält den Flügelstürmer des FC St. Pauli und Ehefrau Yuka nachts ganz schön auf Trab. Da hilft nur eines: die Flucht. „Die Nächte sind hart. Ich schlafe daher in einem anderen Zimmer, da geht es dann. Mein Leben hat sich durch die Geburt verändert – aber natürlich zum Guten. Wenn ich meinen kleinen Sohn sehe, vergesse ich sogar den Fußball und bin einfach nur glücklich“, sagt der Japaner.

Die Familie war für den Pechvogel der große Halt in einer Zeit, in der der eigentlich permanent gut gelaunte Offensivspieler sein Lachen phasenweise verloren hatte. Im Sommer des vergangenen Jahres zog sich Miyaichi in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu. Dieselbe Verletzung, die er bereits zwei Jahre zuvor im anderen Bein erlitten hatte. „Es war ein Schock. Ich war so motiviert und hatte mir viel vorgenommen. Und dann passierte es wieder“, erinnert sich Miyaichi. Die Folge: eine Operation und unzählige Stunden in der Reha. Mal in der Endo-Klinik, mal in seiner japanischen Heimat. Immer fernab der Teamkollegen. In der schwierigen Phase verlängerte St. Pauli den im Sommer 2018 auslaufenden Vertrag um ein Jahr. „Diese Geste bedeutet mir viel. Wie der Verein und meine Mitspieler mich unterstützt haben, ist fantastisch. Ich habe mir vorgenommen, stärker denn je zurückzukehren“, sagt der Nationalspieler.

Und er hielt Wort. Seit zwei Monaten ist Miyaichi wieder im Mannschaftstraining dabei. Beim 2:1-Sieg im Testspiel gegen Mainz 05 feierte der Techniker am vergangenen Donnerstag sein Comeback im St.-Pauli-Trikot. „Ich habe zu keiner Sekunde an mein Knie gedacht. Zu Beginn hatte ich im Training Angst in den Zweikämpfen. Das war gegen Mainz nicht der Fall“, freut sich Miyaichi, dessen Comeback in der Zweiten Liga jedoch nicht abzusehen ist.

Zwar fühlt sich das rechte Knie, abgesehen von einer leichten Steifheit, wieder gut an, doch Miyaichi will nichts überstürzen. Daher gibt der ehemalige Profi von Arsenal London auch keine Prognose ab, ob er in dieser Saison noch ein Pflichtspiel absolvieren wird. „Ich werde nichts überstürzen. Es gibt auch noch eine kommende Saison“, sagt er. „Früher wollte ich nach Verletzungen so schnell wie möglich wieder spielen, aber das hat dann zu weiteren Verletzungen geführt, deshalb muss ich geduldig sein“, erklärt der 25-Jährige, der bis zu seinem Karriereende Extratraining im Kraftraum machen muss, um seine Knie zu stabilisieren.

AbwehrspielerLuca Zander (22) hat sich einen Muskelfaserriss im hinteren Oberschenkel zugezogen und muss vorerst pausieren.