melbourne. Vor dem Auftakt der Formel 1-Saison in Melbourne gibt es keine Kampfansagen

Sebastian Vettel ist bereit für das nächste Duell mit Lewis Hamilton. Zumindest optisch. Mit neuer Kampffrisur – die blonden Haare sind unterhalb der Schläfen und im Nacken radikal rasiert – zeigte sich der Ferrari-Star am Donnerstag in Melbourne ungewohnt kantig. Verbal trat der viermalige Weltmeister vor dem Saisonauftakt beim Großen Preis von Australien (Sonntag, 7.10 Uhr MESZ/RTL) dagegen fast schon zahm auf.

„Wir haben allen Grund, zuversichtlich zu sein“, sagte der 30-Jährige währende der Pressekonferenz und feixte: „Der Masterplan liegt hinten in meinem Zimmer. Aber der ist top secret!“ Allerdings, fügte Vettel rasch mit branchenüblichem Understatement an, sei die Scuderia nach den Eindrücken der Testfahrten zwar „in guter Form, aber wir könnten in besserer Form sein“. Überhaupt müsse man abwarten, wie gut sein neuer Ferrari ist, den er auf den Namen Loria taufte, und was die anderen Teams zu bieten haben.

Die anderen, das ist aus Sicht von Vettel vor allem Mercedes mit Weltmeister Lewis Hamilton. Nicht von ungefähr schob der 30-Jährige dem knapp drei Jahre älteren Engländer bei erster Gelegenheit die Favoritenrolle zu: „Lewis macht seit vielen Jahren einen tollen Job. Viel muss zusammenkommen, damit wir bis zum Ende um die Meisterschaft kämpfen.“

Mit dem nunmehr ebenfalls viermaligen Champion lieferte sich Vettel drei Tage vor dem ersten WM-Lauf ein Wortduell, das seinen Namen kaum verdiente. Auch der Brite Lewis Hamilton, der Ellenbogen an Ellenbogen neben seinem großen Widersacher saß, hob lieber die Bedeutung des Duells hervor, als gleich den ersten Psychoangriff zu lancieren.

„Es ist ein tolles Jahr für Formel-1-Fans: Zwei viermalige Weltmeister im Duell, das gab es noch nie“, sagte der Silberpfeil-Star, der seinen Status allerdings nicht allein durch Vettel bedroht sieht: „Ich erwarte Red Bull auch sehr stark. Sie haben dieses Jahr eine Chance auf die WM.“

Überhaupt: Den fünften WM-Titel zu holen und damit zum legendären Argentinier Juan Manuel Fangio aufzuschließen, sei für ihn derzeit kein großes Thema, beteuerte Hamilton: „Man denkt nicht darüber nach, wen man einholen kann. Es geht darum, seine Grenzen zu verschieben und das Beste rauszuholen. Und mein Zenit ist noch nicht erreicht, da bin ich sicher.“ Vettel verbat sich gar jeden Vergleich. „Jede Ära hat ihre Herausforderungen. Aber dieser Rekord ist nicht in meinem Kopf“, sagte der Hesse, der am Sonntag seinen 200. Grand Prix bestreitet und dabei seinen 100. Podestplatz im Blick hat. Immerhin liegt ihm der Stadtkurs. Im Vorjahr gewann Vettel zum zweiten Mal das Rennen im Albert Park.