Hamburg. Kaiserslauterns Trainer ist vor dem Spiel gegen Ex-Club St. Pauli selbstkritisch

Auf ein besonderes Wiedersehen können sich die dienstältesten Spieler des FC St. Pauli am kommenden Sonnabend freuen, wenn sie im Fritz-Walter-Stadion auf das Zweitliga-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern treffen. Trainer der Pfälzer ist seit dem 1. Februar Michael Frontzeck (53), der von Oktober 2012 bis November 2013 als Chefcoach am Millerntor tätig war. Aus dem aktuellen Kader St. Paulis waren die Torhüter Robin Himmelmann und Philipp Heerwagen sowie Jan-Philipp Kalla, Philipp Ziereis und Bernd Nehrig schon unter Frontzeck aktiv.

„Ich habe gute Erinnerungen an den FC St. Pauli. Es war eine wunderschöne Zeit“, sagt Michael Frontzeck im Gespräch mit dem Abendblatt zunächst. Doch dies ist nicht die ganze Wahrheit. Die Umstände der vorzeitigen Trennung, die am 6. November 2013 für alle Außenstehenden völlig überraschend kam, waren weniger erfreulich. Der Trainer wollte zeitnah Klarheit, ob sein am Ende der damaligen Saison auslaufender Vertrag verlängert wird. Das damalige Präsidium unter Führung von Stefan Orth hatte allerdings zuvor mit dem Trainer vereinbart, darüber in der Winterpause zu sprechen, und sah keinen Anlass, von diesem Zeitplan abzurücken. Die Situation eskalierte, am Ende wurde Frontzeck beurlaubt. „Der FC St. Pauli wird sich niemals einem Ultimatum unterwerfen“, sagte Orth.

„Es ging um grundsätzliche Themen rund um die weitere Entwicklung des Vereins“, sagt Frontzeck heute in der Nachbetrachtung. „Da haben wir uns etwas verrannt. Das hätte man sicher auch anders lösen können. Ich war damals vielleicht auch ein wenig zu stur“, gibt sich der Trainer erfreulich selbstkritisch. Da es zu der Zeit sportlich zwar nicht überragend gut, aber auch nicht schlecht lief (Tabellenplatz acht), hätte das Präsidium im Winter de facto gar keine andere Wahl gehabt, als den Vertrag zu verlängern.

Inzwischen sind die Wunden geheilt, zumal bei St. Pauli längst ein anderes Präsidium im Amt ist. „Ich habe heute ein gutes Verhältnis zum FC St. Pauli und auch Kontakt zu den Verantwortlichen. Dem Verein wünsche ich daher auch nur das Beste“, sagt Frontzeck.

Auf das Spiel am Sonnabend (13 Uhr) auf dem Betzenberg dürfte sich dieser letzte Satz allerdings nicht beziehen. Frontzecks Team muss dringend weiter Punkte sammeln, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Aus den sieben Spielen unter seiner Regie holte der FCK zwölf Punkte. Zuvor waren in 19 Partien ebenfalls gerade einmal zwölf Punkte zusammengekommen. Der Rückstand auf den 16. Platz schmolz seit Frontzecks Amtsantritt von zehn auf sechs Zähler.

Gut zwei Jahre war Frontzeck nach seinem Rücktritt in Hannover Ende 2015 ohne Job. „Ich hätte vorher leichtere Aufgaben übernehmen können. Aber ich wollte nicht in etwas hineinspringen, von dem ich nicht überzeugt war“, sagt er dazu. Seinen kurzfristigen Entschluss, nach Kaiserslautern zu gehen, bezeichnet er allerdings als „Bauchentscheidung“.