Pyeongchang. Bei den XII. Winter-Paralympics werden die ersten Medaillen vergeben. Deutsche Sportler sind favorisiert

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den deutschen Teilnehmern der Paralympischen Winterspiele in Südkorea viel Glück gewünscht. „Wenn möglich, werde ich mir Wettbewerbe im Fernsehen ansehen und auch die weitere Berichterstattung verfolgen. Allen deutschen Athletinnen und Athleten drücke ich ganz fest die Daumen“, sagte Merkel, die „wegen wichtiger Termine“ nicht nach Pyeongchang reisen wird.

Gelegenheit dazu hat die Regierungschefin ab Sonnabend, wenn die sportlichen Wettbewerbe beginnen. Wie auch bei Olympia übertragen die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF im Wechsel. Wegen der achtstündigen Zeitverschiebung zu Korea findet die Live-Berichterstattung zumeist in den frühen Morgenstunden statt. Ab Mittags senden die Fernsehanstalten Zusammenfassungen der Höhepunkte der vergangenen Nacht.

Am Freitag wurden die Spiele durch Südkoreas Staatspräsident Moon Jae eröffnet. Athleten aus Nord- und Südkorea waren zuvor bei einer bunten Show mit eigenen Delegationen ins Olympiastadion von Pyeongchang eingelaufen, das Team aus dem Norden wurde von den 30.000 Zuschauern mit Beifall empfangen. Bei Olympia hatte es noch einen symbolischen gemeinsamen Einmarsch der beiden verfeindeten Länder gegeben.

An der Spitze der deutschen Mannschaft trug die sechsmalige Paralympics-Siegerin Andrea Eskau die Fahne. Die 46-Jährige vom USC Magdeburg führte die 20 Athletinnen und Athleten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) sowie die vier Begleitläufer an. „Es war total erhebend. Insbesondere der Moment, in dem die Nation aufgerufen wurde. Es war toll“, sagte Eskau.

Insgesamt sind in Südkorea knapp 600 Sportler aus 48 Nationen am Start. In 80 Wettbewerben in sechs Sportarten (Ski alpin, Biathlon, Langlauf, Rollstuhlcurling, Snowboard und Eishockey) werden ab Sonnabend die Medaillen vergeben. Die Schlussfeier findet am 18. März statt.

Fahnenträgerin Eskau blieben nach der Eröffnungsfeier nur ein paar Stunden bis zu ihrem ersten Rennen im Alpensia Biathlon Centre. Aber dass sie deshalb den Einmarsch bei der Eröffnungsfeier als Fahnenträgerin absagen würde, kam für sie nicht infrage. „Ob das trainingstechnisch gut ist, ist mir schnurz“, sagte die 46-Jährige mit einem Lächeln.

Bereits 2008 bei den Sommer-Paralympics in Peking hatte die Diplom-Psychologin, die seit einem Fahrradunfall im Jahr 1998 im Rollstuhl sitzt, ihre Premiere gefeiert – damals mit dem Handbike. Es folgte eine beeindruckende Karriere mit inzwischen sechs Goldmedaillen im Sommer und Winter sowie 20 Weltmeister-Titeln.

In Pyeongchang ist sie aufgrund ihrer Erfahrung die Mutter der Kompanie einer „geilen Mannschaft“, wie sie sagt: „Als Vorbild im Alter vorneweg gehen zu können, ist toll.“ Man dürfe auf das deutsche Team gespannt sein. „Jeder hat die Chance, sich in die Geschichtsbücher zu schreiben. Wenn wir Trainingsleistungen umsetzen, werden wir viel Grund zum Feiern haben.“

Martin Fleig (Freiburg) und Anja Wicker (Stuttgart) werden im Biathlon und Langlauf ebenso gute Medaillenchancen eingeräumt wie Clara Klug (München) oder Vivian Hösch (Freiburg). „Wir sind bereit. Wir wollen uns gut verkaufen, sportlich und im gesamten Auftreten als Team“, sagte Bundestrainer Ralf Rombach vor den 38 Wettkämpfen im nordischen Bereich.

Vor vier Jahren in Sotschi hatte Eskau jeweils Gold im Biathlon und Langlauf geholt, Wicker gewann im Biathlon Gold und Silber. Eine Vorgabe gibt es in Pyeongchang weder von Rombach noch vom Deutschen Behindertensportverband (DBS). Dennoch ist angesichts der Olympiasieger und Weltmeister im Team klar, dass die Deutschen zu den Favoriten zählen.

Ab 7 Uhr fallen am Sonnabend die Medaillenentscheidungen im Ski Alpin (Abfahrt Frauen und Männer) und Biathlon (Frauen 6 km, Männer 7,5 km in der sitzenden Konkurrenz). Dann ist mit der Monoskibobfahrerin Anna Schaffelhuber (25) eine weitere Favoritin dabei. Vor vier Jahren im russischen Sotschi war sie mit fünf Goldmedaillen bei fünf Starts die erfolgreichste deutsche alpine Teilnehmerin.

In Pyeongchang kommt eine Rivalin aus dem eigenen Lager: Anna-Lena Forster (22). Sie sagt: „Anna ist von meinem Vorbild zu meiner Konkurrentin geworden.“ Der Grund: Im Dezember gelang Forster im Weltcup der erste Sieg gegen Schaffelhuber.