Hamburg. Der lange verletzte Innenverteidiger ersetzt Abwehrchef Sobiech. FC St. Pauli rechtfertigt USA-Reise

Uwe Stöver war bestens vorbereitet. Ein DIN-A4-Zettel mit Stichpunkten sollte sicherstellen, dass der Sportdirektor des FC St. Pauli auch ja nichts vergisst. Dem 51-Jährigen war es ein Anliegen, in Fanforen und Medien aufkommende Skepsis und Kritik an der im Mai stattfindenden PR-Reise des Kiezclubs in die USA gleich im Keim zu ersticken. „Wir haben im Norden der USA eine große Anzahl an aktiven Fanclubs. Durch die Reise haben wir die Möglichkeit, den Kontakt zu vertiefen. Zudem sitzen mit Under Armour und Levis zwei Partner von uns in den USA“, sagte Stöver, der sich im Vorfeld der Reise auch mit Trainer Markus Kauczinski ausgetauscht hat.

Da der 48-Jährige ohnehin in der Woche nach dem Saisonende mit der Mannschaft weiterarbeiten und mehrere Testspiele absolvieren wollte, hatte Kauczinski keine Einwände gegen die Nordamerika-Reise. „Ich wollte die Jungs nicht fünf Wochen in den Urlaub schicken. Ich freue mich auf die Reise. Da steckt viel drin. Sportlich mit den Spielen, aber auch mit der Kultur, man lernt das Land kennen. Ich fand den Mix interessant und habe sofort zugestimmt“, sagte Kauczinski.

Die Spieler haben trotz des Nordamerika-Trips 32 Tage Urlaub, ehe am 25. Juni wieder mit der Vorbereitung auf die neue Saison begonnen wird. „Die Jungs haben sogar mehr Urlaub als in der Vorsaison“, rechtfertigte Stöver die Pläne des Clubs. „Diese Reise ist richtig und wichtig. Der Fokus liegt aber ganz klar auf dem sicheren Klassenerhalt“, so der Sportchef, der so ganz nebenbei das Saisonziel erstmals öffentlich so direkt formulierte. Stöver selbst wird die Reise über den Großen Teich indes nicht antreten. Der Sportchef leidet unter akuter Flugangst.

Doch all das ist Zukunftsmusik. Vor dem Land der manchmal immer noch unbegrenzten Möglichkeiten liegt das Spiel der großen Möglichkeit, sich vom Tabellenkeller abzusetzen. Gegen Eintracht Braunschweig will St. Pauli am Sonnabend (13 Uhr, Millerntor-Stadion, Sky Live) seine bisher makellose Bilanz in Nordderbys aufrechterhalten. Bislang gab es in den Duellen mit Holstein Kiel und Eintracht Braunschweig drei Siege. „Wir wollen immer gewinnen, egal, ob der Gegner aus dem Norden oder Süden kommt“, scherzte Kauczinski, der personell gegen die Niedersachsen improvisieren muss.

Trainer Kauczinski verteilt Extralob an Ziereis

Neben Luca Zander (Grippe), Clemens Schoppenhauer (Schulter), Waldemar Sobota (Plantarfaszienriss), Maurice Litka, Svend Brodersen (beide Bänderverletzung), Marc Hornschuh (Rücken), Christopher Buchtmann (Aufbau nach Schambeinentzündung) und Ryo Miyaichi, der erstmals nach seinem Kreuzbandriss wieder Teile des Mannschaftstrainings absolvieren konnte, wird auch Abwehrchef Lasse Sobiech nicht zur Verfügung stehen. Der 27-Jährige laboriert an Problemen am Sprunggelenk. Ein hartnäckiger Bluterguss am Knochen ist wieder schlimmer geworden. Zudem ist das Außenband gedehnt. Am vergangenen Sonntag war der Innenverteidiger gegen Düsseldorf erneut umgeknickt. „Es ist jetzt nicht so dramatisch, dass man sagen müsste, dass Lasse länger ausfällt. Wir hoffen, dass er nächste Woche wieder zur Verfügung steht, aber so ganz abschätzen kann man es nicht“, sagte Kauczinski.

Der Trainer legte sich bereits fest, dass Philipp Ziereis den Part von Sobiech übernehmen wird. Der 24-Jährige, der mit einer Sehnenverletzung im Oberschenkel lange ausgefallen war, spielte in dieser Saison bisher eine (!) Minute. Jetzt folgt der Kaltstart im Nordderby. „Bei Philipp wissen wir, dass er in seinen guten Zeiten hier gezeigt hat, dass er ein sehr guter Mann ist. Er ist im Training sehr zuverlässig und hat es verdient zu spielen“, lobte Kauczinski, der gegen Eintracht Braunschweig wieder auf seinen Kapitän Bernd Nehrig, der seine Gelbsperre abgesessen hat, und Mats Möller Daehli (Zerrung auskuriert) zurückgreifen kann. „Vielleicht werden wir in einem neuen System spielen, auch bei der Mittelfeldbesetzung bin ich noch unsicher. Da werde ich noch einmal eine Nacht drüber schlafen“, erklärte Kauczinski.

Der FC St. Pauli hat die Option bei Mittelfeldspieler Jeremy Dudziak (22) gezogen. Der im Sommer auslaufende Vertrag verlängerte sich somit bis 30. Juni 2019.