Hamburg. Der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli nahm nach seiner Schambeinentzündung erstmals am Mannschaftstraining teil

Nicht einmal die widrigen Trainingsbedingungen konnten Christopher Buchtmanns Laune trüben. Tiefgrauer Himmel, nasskalte vier Grad, Nieselregen. Egal. Für den Mittelfeldspieler des FC St. Pauli war der Mittwochnachmittag ein Festtag. Zum ersten Mal nach seiner Schambeinentzündung nahm der 25-Jährige wieder an Teilen des Mannschaftstrainings teil. Ein erster kleiner Schritt Richtung Comeback. „Das ist wie als Kind, wenn man einem das Spielzeug weggenommen hat und es wiederbekommt. Dann macht es besonders viel Spaß. Es ist einfach ein geiles Gefühl“, sagte Buchtmann, hinter dem eine lange und harte Leidenszeit liegt.

Seit vergangenen Sommer plagte sich Buchtmann immer wieder mit Problemen im Adduktorenbereich herum, spielte aber unter Schmerzmitteln trotzdem, bis Anfang Dezember ein Punkt erreicht war, an dem der Leistungsträger merkte, dass es so nicht weitergehen kann. „Ich konnte nicht mehr das abrufen, was ich konnte, weil ich Schmerzen hatte. Da musste ich ehrlich zu mir und auch zum Team sein“, sagte Buchtmann.

Nach dem 0:5 gegen Arminia Bielefeld ließ sich „Buchti“, wie ihn die Kollegen rufen, bei einem Spezialisten in München untersuchen. Die Diagnose: Schambeinentzündung. Eine tückische Verletzung, deren Verlauf kaum einzuschätzen ist. Buchtmanns Teamkollege Richard Neudecker fiel fast ein Jahr mit derselben Blessur aus, Ex-Bundesliga-Profi Ümit Davala musste sogar seine Karriere beenden. „Das wünsche ich niemandem. Ich durfte sechs Wochen wirklich gar nichts machen, aber es wurde einfach nicht besser“, erinnerte sich Buchtmann. Selbst alltägliche Dinge wie das Umdrehen im Schlaf oder das Aussteigen aus dem Auto sorgten für Schmerzen. Die ACP-Spritzen, eine Eigenbluttherapie, schlugen nicht an. Die Ursachenforschung ging weiter.

Der entscheidende Tipp kam von einem Kumpel: In Unterhaching gibt es einen Spezialisten. „Dort hinzugehen war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte“, sagte Buchtmann. Dieser Experte ist Ralph Frank, ein Heilpraktiker für komplementäre orthopädische Medizin. Er fand heraus, dass Buchtmann eine Fehlstellung in der Hüfte hat, die letztlich zu der Schambeinentzündung führte. „Die habe ich wohl seit Jahren und bin unrund gelaufen. Das wurde jetzt behoben, und ich habe spezielle Einlagen bekommen, damit meine körperliche Statik so bleibt“, erklärte Buchtmann, der neben dem Training an der Kollaustraße regelmäßig in der Endoklinik an seinem Comeback arbeitet.

In den kommenden Wochen soll die Belastung beim Leistungsträger sukzessive gesteigert werden. „Ich bin ganz gut im Saft, ackere jeden Tag. Jetzt geht es wieder an die Pille. Für mich ist es gerade wie eine Saisonvorbereitung“, sagte Buchtmann, der eine Rückkehr in den Kader aber nicht überstürzen will. Wenn alles glatt läuft, will der Mittelfeldmann am 22. März im Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach erste Spielpraxis sammeln.

Der FC St. Pauli absolviert als erster deutscher Zweitligist eine PR-Tour durch die USA. Unmittelbar nach dem Saisonende reisen die Kiezkicker vom 15. bis 24. Mai in die Vereinigten Staaten und absolvieren dort Freundschaftsspiele gegen Zweitligaclub Detroit City FC (19. Mai) sowie gegen die zweite Mannschaft des Major-League-Soccer-Clubs Portland Timbers (22. Mai.).