Hamburg. In Melbourne startet die Saison 2018 mit anderen TV-Zeiten. Äußerlich haben sich auch die Rennwagen wieder verändert.

Das Fernsehgesicht der Formel 1 ist in diesem Jahr jünger und attraktiver, aber es wird auch etwas fehlen. Wenn im australischen Melbourne am 25. März die Saison beginnt, müssen die Zuschauer auf die Analysen von Niki Lauda (69) verzichten. Der Österreicher, der für den Kölner TV-Sender RTL seit 22 Jahren die Königsklasse des Rennsports begleitete, war am Ende der vergangenen Saison zurückgetreten. Neu am Start ist Nico Rosberg (32), der Weltmeister von 2016. Sein Vertreter ist mit Timo Glock (35) ebenfalls ein ehemaliger Formel-1-Pilot.

Dass die geplanten 21 Rennen in diesem Jahr nicht auch im Bezahlfernsehen bei Sky laufen, ist ein Novum. Der Pay-TV-Sender hat seinen ausgelaufenen Vertrag nicht wieder verlängert. Man konnte sich nicht mit der Liberty Media, dem Nachfolger des ehemaligen Formel-1-Moguls Bernie Ecclestone, über den finanziellen Aufwand einigen.

Vertrag läuft bis 2020

Damit hat der deutsche Fernsehmarkt ein Alleinstellungsmerkmal: In fast allen europäischen Ländern sonst ist die Formel 1 hinter der Bezahlschranke verschwunden. In Deutschland dagegen sind die Rennen wie in den vergangenen Jahren weiterhin frei bei RTL zu empfangen – mit den dazugehörigen Werbeunterbrechungen. Der Vertrag mit dem neuen Rechteinhaber läuft bis 2020.

Nico Rosberg ist inzwischen
TV-Experte
Nico Rosberg ist inzwischen TV-Experte © picture alliance / abaca

Auch die Übertragungszeiten haben sich verändert. „Zehn nach“ ist das Stichwort. Die meisten Sonntagsrennen werden künftig um 15.10 Uhr statt 14 Uhr wie bisher starten. Ausnahmen sind die Rennen in England (14.10 Uhr) und Frankreich (16.10 Uhr). Neu im Rennkalender ist nach zehn Jahren Pause die Strecke von Le Castellet in Frankreich. Malaysia dagegen ist nicht mehr dabei.

Äußerlich haben sich auch die Rennwagen mal wieder verändert. Auffälligstes Teil an den Boliden ist der verpflichtende Cockpitschutz Halo, ein etwa sechs Kilogramm schwerer Titanbügel, angebracht auf der Vorderfront der Autos. Bei einem Unfall soll er beispielsweise herumfliegende Reifen oder andere Teile vom Kopf des Piloten fernhalten. Allerdings erhöht sich durch den Sicherheitsschutz noch einmal das Gewicht der ohnehin schwerer gewordenen Rennautos, was Mercedes-Weltmeister Lewis Hamilton zu der Kritik trieb, man habe „jetzt schon diese Ladung von 100 kg Sprit an Bord, und mit dem Halo wird es sich so anfühlen, als ob wir einen Bus fahren“.

Negative Reaktionen

Mit dieser negativen Haltung ist er nicht allein. Die Reaktionen der Kollegen, aber auch Team-Verantwortlichen, fällt derzeit ähnlich deutlich aus. Sebastian Vettel, viermaliger Weltmeister und einer der Herausforderer von Hamilton, war anfangs durchaus ein Befürworter des neuen Sicherheitsteils. Nach den ersten Testfahrten mit seinem Auto kritisierte er allerdings, es fühle sich an, „als ob man bei geschlossenen Dach fahren würde“. Und Toto Wolf, Motorsportchef beim deutschen Rennstall, bemühte bei der Präsentation des neuen Wagens einen martialischen Lösungsvorschlag: „Wenn man mir eine Kettensäge gibt, schneide ich den Halo einfach ab.“

Auch das Design mit den großen Flügeln änderte sich. Die sogenannte Haifischflosse an den Rennwagen ist Vergangenheit. Sie wurde ebenso abgeschafft wie der T-Flügel am Heck. Und im Kampf gegen die ständig steigenden Kosten wurde schon die Anzahl der erlaubten Motoren von vier auf drei reduziert. Wer mehr benötigt und einsetzt, wird wie in der vergangenen Saison mit Strafversetzungen ans Ende des Feldes bestraft. Weitere Änderungen sind geplant. Bezahlbare Budgets für die Rennställe, mehr Unterhaltung, aber auch mehr sportliche Spannung sind den neuen Besitzern ein Anliegen.

Grid-Girls wurden abgeschafft

Den größten Aufschrei in der Branche löste indes eine Entscheidung neben der Rennstrecke aus. Die sogenannten Grid-Girls, seit Jahrzehnten sexy Aushängeschild der Motorsport-Szene, wurden abgeschafft. „Das ist eine Entscheidung gegen die Frauen“, behauptete Niki Lauda. „Es entsteht der Eindruck, als hätten Männer über die Köpfe der Frauen hinweg entschieden.“

Das amerikanische Medienunternehmen Liberty Media ließ sich von der sentimentalen Altstar-Kritik jedoch nicht beeinflussen. Nachdem schon die Dartspielerorganisation PDC ihre Walk-on-Girls abgeschafft haben, mussten auch die Grid-Girls weichen. Statt hübscher Frauen stehen nun Kinder neben den Formel-1-Boliden. Sie entsprechen der neuen Philosophie der Besitzer. Marketing-Chef Sean Bratches möchte das Image der Vollgas-Branche positiv verändern. Sie soll familienfreundlicher werden. Und da passen kleine Fans, die ihre Helden endlich ganz nah erleben können, gut ins Bild.