Hamburg.

Jetzt hat auch Matthias Sammer reagiert. Man möchte sagen: endlich. Denn wer in diesen Tagen als TV-Experte, arbeitsloser Trainer, Ex-Profi oder Fußball-Talkgast im Gespräch bleiben möchte, der muss den HSV kritisieren. Nach Frank Rost, Mario Basler, Reiner Calmund und Lothar Matt­häus hat nun auch der einstige Sportvorstand von Bayern München über die abstiegsgefährdeten Ham­burger geurteilt. Sammer (50) arbeitet inzwischen als Experte für Eurosport und gab nun seinem Sender ein Interview.

Er sieht beim HSV ein Strukturproblem. „Dieser rote Faden beim HSV, wie der ganze Verein organisiert ist, erscheint mir das Hauptproblem zu sein“, sagte der Europameister von 1996. „Alle Situationen, Positionen, Menschen und Gremien müssen im Sinne des HSV so organisiert sein, dass man handlungsfähig ist und mit der nötigen Qualität agieren kann – aber das ist seit über einem Jahrzehnt das Riesenproblem!“

Er wird es wissen. 2011 verhandelte der damalige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes über den Managerjob mit dem HSV. Sagte aber trotz anscheinend weitgehender Einigung noch ab. 2012 heuerte er dann in ähnlicher Position beim Rekordmeister an.

Seitdem wurde Sammer in Hamburg nur selten gesehen. Er kritisiert jedoch die mangelnde Verschwiegenheit innerhalb der Gremien des Tabellen-17. und begründet auch damit seine Absage beim HSV. Grundlagen in Vertrauen und Gemeinsamkeit zwischen ihm und dem Club seien nicht gegeben gewesen. „Du kannst in Hamburg alle Vorschläge schon nachlesen, bevor sie überhaupt entschieden sind. Damit geht so viel kaputt“, weiß Sammer. Die Folge seien Vertrauensverlust und Handlungsun­fähigkeit.

Das finanzielle Engagement von Investor Klaus-Michael Kühne befürwortet Sammer grundsätzlich. Dies habe jedoch klar koordiniert und kommuniziert werden müssen – vor allem in puncto Handlungsfähigkeit und Vertrauensbasis, was ihm nie gegeben schien. „Positives Bemühen in ungeordneten Strukturen wird am Ende dazu führen, dass es einen Bumerang gibt“, urteilte Sammer.