Köln/Hamburg. Stuttgart verabschiedet sich aus dem Abstiegskampf. Wolfsburg kommt dagegen der gefährlichen Zone näher

Am Sonntag sprühte Bernd Hollerbach schon wieder vor Energie. „Aufgeben liegt nicht in meiner DNA, wir werden weiterkämpfen“, sagte der HSV-Trainer, der unmittelbar nach dem 0:0 gegen den direkten Konkurrenten Mainz 05 ähnliche Worte wählte, diese aber sichtbar niedergeschlagen übermittelt hatte. Zu groß war die Enttäuschung über den verpassten Befreiungsschlag. Dabei zeigte der HSV im Alles-oder-nichts-Spiel eine seiner besten Saisonleistungen. „Wir haben uns sehr viele Torchancen herausgespielt, das war ein Riesenfortschritt. Wenn wir so weitermachen, haben wir noch gute Chancen, die Klasse zu halten“, sagte Dauerkämpfer Hollerbach, der als erster HSV-Trainer keines seiner sechs Auftaktspiele gewann.

Es ist bei Weitem nicht die einzige Statistik, die für ein baldiges Bundes­liga-Ende des einzig verbliebenen Dinos spricht. Mit einer desaströsen Zwischenbilanz von 18 Punkten nach 25 Spieltagen hat noch nie eine Mannschaft den Klassenerhalt geschafft. Im Schnitt sammelten die Hamburger 0,72 Punkte pro Spiel. Angesichts von sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz, den weiterhin Mainz innehat, und nur noch neun zu absolvierenden Partien liest sich so die Bilanz eines Absteigers.

Daran ändert auch Kölns 2:3-Niederlage am Sonntag gegen den VfB Stuttgart nichts. Um 15.37 Uhr hatte der FC die Rote Laterne des Tabellenschlusslichts durch das Tor des früheren Bremers Claudio Pizarro vorübergehend an den HSV abgegeben. Doch ein Doppelpack von Nationalstürmer Mario Gomez in nur zwei Minuten kurz vor der Pause zerstörte die Kölner Träume an das größte Comeback der Bundesliga-Historie. Gomez’ zweites Tor wurde begünstigt durch einen schweren Patzer von FC-Torhüter Timo Horn. „Es ist unfassbar, was die Mannschaft in dieser Saison weg­stecken muss. Wir haben die beste Halbzeit der Saison gezeigt und die Stuttgarter an die Wand gespielt“, meinte der Unglücksrabe.

Während für Köln der sechste Abstieg der Vereinsgeschichte immer näher rückt, ist Stuttgart unter dem neuen Trainer Tayfun Korkut nach 13 von 15 möglichen Punkten aus den vergangenen fünf Spielen de facto gerettet.

Anders sieht die Situation für den VfL Wolfsburg aus. Auch der Trainerwechsel von Martin Schmidt zu Bruno Labbadia brachte nicht die erhoffte Wende. Nach nur einem Zähler aus zwei Spielen unter dem früheren HSV-Coach sind die Niedersachsen nun wieder punktgleich mit Mainz. Nur dank des besseren Torverhältnisses liegen die Wölfe in der Tabelle noch einen Platz über dem bedrohlichen Strich, der die Teilnahme an der Relegation markiert. Bei der 1:2-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen verhöhnten die eigenen Fans sogar den Mann, der den Verein in der Liga halten soll. „Wir steigen ab, wir kommen nie wieder – wir haben Bruno Labbadia“, hallte es aus der Nordkurve.

Trotz des abermals für viele Millionen zusammengestellten Kaders taumelt Wolfsburg weiter abwärts. Labbadia wirkte nach der missglückten Heimpremiere ratlos. „Ich kenne die Mechanismen und die Grundstimmung, vor allem wenn man da ist, wo man sich nicht sieht“, sagte der VfL-Coach und beteuerte: „Ich bin darauf eingestellt.“ Nur 25 Punkte nach 25 Spielen – so schlecht war Wolfsburg noch nie. Selbst im Vorjahr waren es zum gleichen Zeitpunkt vier Zähler mehr, und trotzdem ging es in die Relegation.

Die beiden Duelle gegen den Dritten der Zweiten Liga will auch Werder Bremen tunlichst vermeiden. Die furiose Aufholjagd beim 2:2 in Mönchengladbach hatte nicht nur hohen Unterhaltungswert, sondern diente den Norddeutschen auch als Wegweiser für den weiteren Existenzkampf in der Bundesliga. Durch den Punktgewinn nach 0:2-Rückstand wahrten die Hanseaten den Abstand zur gefährdeten Zone, von der Freiburg trotz der 0:4-Heimpleite am Sonntagabend gegen Bayern München noch vier Punkte entfernt ist. Der souveräne Tabellenführer war einfach zu stark für die Breisgauer, die vor heimischem Publikum erstmals seit Anfang November wieder als Verlierer vom Platz gingen.

Wie konsequent die Bayern trotz 20 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Schalke zu Werke gehen, wird auch der HSV am kommenden Wochenende zu spüren bekommen. Auch wenn die Münchner gerade mal fünf von 25 Saisonspielen nicht gewonnen haben, hofft HSV-Trainer Hollerbach auf eine Sensation. „Man hat in jedem Spiel eine Chance.“ Auch gegen die Bayern, meint Hollerbach.