Düsseldorf. Nach der 1:2-Niederlage in Düsseldorf sind die Aufstiegsträume des FC St. Pauli – zumindest vorerst – erledigt

Es genügte ein Blick in das Gesicht von Lasse Sobiech, um zu erahnen, dass er schon schönere Sonntagnachmittage verbracht hatte. Der enttäuscht dreinschauende Innenverteidiger des FC St. Pauli wusste bereits unmittelbar nach dem Abpfiff, dass mit dem 1:2 (0:1) bei Fortuna Düsseldorf die zarten Erstligaträume der Kiezkicker einen herben Dämpfer erhalten hatten. Nach der sechsten Auswärtsniederlage der Saison rangiert das Team von Trainer Markus Kauczinski wieder sechs Zähler hinter Holstein Kiel, die aktuell auf dem Relegationsrang stehen. „Der Abstand hat sich nach oben vergrößert. Mal sehen, was Bochum am Montag macht, dann wissen wir, wie weit wir von unten weg sind. Wir sind mitten im Mittelfeld, und da schlendern wir jetzt herum“, gestand Sobiech (27) mit Enttäuschung in der Stimme.

Am Ende stiegen die Hamburger mit der Erkenntnis in den Bus, dass man mit den Spitzenteams auswärts mithalten kann, schlussendlich aber der Killerinstinkt in der Offensive fehlt. „Düsseldorf hat es besser gemacht als wir und ich denke, dass es in Ordnung geht, dass die Fortuna die Punkte mitnimmt. Vergangene Woche gegen Kiel hatten wir das Quäntchen Glück, dass gefühlt jede Chance reinging. Das hatten wir dieses Mal nicht“, gestand Offensivspieler Richard Neudecker offen ein.

Für Verwirrung sorgte unmittelbar vor dem Spiel die Regie in der mit 37.208 Zuschauern gut gefüllten Esprit Arena. Gastfreundlich, wie die Düsseldorfer sind, wollten sie einen Song für die rund 5000 Gästefans spielen. Aus den Boxen tönte jedoch. „Wer wird deutscher Meister? H-H-H-HSV“. St. Pauli oder HSV – Hauptsache Hamburg. Allzu weit sollten die Düsseldorfer die CD mit dem Evergreen-Song des
Lokalrivalen aber nicht weglegen ...

Ähnlich konfus wie der Discjockey präsentierte sich St. Paulis Hintermannschaft in der neunten Minute. Nach einem Eckball von Takashi Usami stand Düsseldorfs André Hoffmann völlig frei am Fünfmeterraum. Mit der Hüfte bugsierte der Innenverteidiger den Ball irgendwie über die Linie. St. Paulis Spieler protestierten vehement bei Schiedsrichter Timo Gerach. Sie wollten ein Foul an Sobiech gesehen haben. „Wie ich gehört habe, soll es kein starkes Foul gewesen sein, aber ich spüre, dass ich weggeschoben wurde, aber wer geschoben hat, weiß ich nicht“, sagte Sobiech.

Das frühe Gegentor war zunächst ein Wirkungstreffer für die Hamburger. Gerade in der Mittelfeldzentrale war St. Pauli nicht gut gestaffelt. Die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen waren zu groß, was dem neuen Tabellenführer der Zweiten Liga in die Karten spielte. Immer wieder kamen die technisch starken Fortunen in die Zwischenräume, ohne jedoch ihre Angriffe konsequent zu Ende zu spielen.

Mit Fortdauer der Partie kam das Kauczinski-Team auf dem nicht zweit­ligatauglichen Untergrund, auf dem passionierte Landwirte ihre helle Freude gehabt hätten, besser in die Partie. Immer wieder brachten die Kiezkicker den Aufstiegskandidaten in Bedrängnis. Doch weder Jeremy Dudziak (17./20.) noch Christopher Avevor (35.) oder Aziz Bouhaddouz (45.+1) konnten den couragierten Auftritt der Hamburger in Zählbares ummünzen.

Kurios: In der Nachspielzeit schoss Düsseldorfs Schlussmann Wolf Bouhaddouz den Ball an den Kopf, von dort kullerte der Ball in Zeitlupentempo an den Pfosten. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren. Wir hatten Düsseldorf an dem Punkt, wo sie unsicher waren. Es war eine Mischung aus: Wir hatten kein Glück, haben aber auch nicht konsequent genug gespielt“, analysierte Sobiech.

An Chancen mangelte es dem FC St. Pauli über die gesamten 90 Minuten nicht. In der zweiten Hälfte entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. St. Pauli rannte an und ging von Minute zu Minute mehr ins Risiko, was zur Folge hatte, dass die Düsseldorfer immer wieder gefährliche Kontersituationen kreieren konnten.

Allein Torhüter Robin Himmelmann war es zu verdanken, dass sein Team im Spiel blieb. In Weltklasse­manier entschärfte der Schlussmann die Großchancen von Genki Haraguchi (58.), Rouwen Hennings (70.) und Oliver Fink (70.). Gegen den platzierten Distanzschuss von Takashi Usami war aber auch der herausragend spielende Keeper machtlos. „Wir haben hinten einen Tick zu früh zu viel zugelassen. Natürlich wollten wir unbedingt den Ausgleich schießen. Nach dem zweiten Gegentor war es dann natürlich schwer“, sagte Himmelmann. Das Anschlusstor von Bouhaddouz in der Nachspielzeit kam zu spät und war schlussendlich nur noch Ergebniskosmetik. „Wir haben uns bei einem Team, das um den Aufstieg spielt, achtbar aus der Affäre gezogen. Ich denke, Düsseldorf war das eine Tor besser. Insgesamt bin ich mit dem Auftritt aber sehr zufrieden. Wir waren nah dran“, bilanzierte Kauczinski.

Eine schlechte Nachricht gab es aber noch: Waldemar Sobota droht eine Pause. Der Pole hatte sich in der 55. Minute unglücklich den Fuß vertreten und musste – von zwei Betreuern gestützt – vom Platz. Eine Untersuchung am heutigen Montag soll Aufschluss geben, ob und wie lange der 30 Jahre alte Flügelstürmer ausfallen wird.