Hamburg. Sie war Bernd Hoffmans Vertraute im HSV-Vorstand. Heute lebt die Marketingexpertin ein anderes Leben

Ihre Kurznachricht war eine der ersten, die Bernd Hoffmann (55) nach seiner Wahl Mitte Februar zum neuen HSV-Präsidenten erhielt. Katja Kraus (47), die langjährige Arbeitsgefährtin, wahrgenommen als perfekte Ergänzung dieses Machtmenschen, wünschte ihm viel Glück für seine Amtszeit. Tatsächlich ist es der zweite Versuch Hoffmanns, den inzwischen akuter denn je abstiegsgefährdeten Bundesliga-Dino mit all seinen Abteilungen in eine bessere Zukunft zu führen.

Kraus selbst, das einstige Vorstandsmitglied des Hamburger Sportvereins, lebt inzwischen ein anderes Leben. Fußball an vorderster Front, so wie es Hoffmann als Präsident des Gesamtvereins nun wieder versuchen will, hat für die ehemalige Marketing- und Kommunikationschefin im Vorstand keine Bedeutung mehr. Sieben Jahre nach dem gemeinsam erlittenen, weil unfreiwilligen Abgang aus der HSV-Führungsetage fehlt die einst mächtigste Frau im deutschen Fußballgeschäft, wenn am Dienstagabend der Aufsichtsrat erstmals mit neuer Besetzung tagt.

Sie sei so weit von der HSV-Vergangenheit entfernt, heißt es aus ihrem Umfeld, dass eine Rückkehr in irgendeiner Form an die Seite Hoffmanns kein Thema sei. Auch, weil sie sich beruflich neu orientiert hat. Als Autorin hat sie mit „Macht – Geschichten von Erfolg und Scheitern“ sowie „Freundschaft – Geschichten von Nähe und Distanz“ zwei viel beachtete Bücher geschrieben. Beide mit Themen, in denen sie ihre persönlichen Erfahrungen – auch und besonders beim HSV – verarbeitet hat. Als Marketingfachfrau ist sie zudem bei einer von Deutschlands renommiertesten Agenturen eingestiegen. Als Mit-Geschäftsführerin gestaltet sie bei Jung von Matt/Sports und Stars das Sportmarketing-Profil. Zudem sitzt sie im Aufsichtsrat beim Sportartikelriesen Adidas Group.

Auch ihr Privatleben hat sie neu sortiert. Seit Frühjahr 2017 ist Kraus verheiratet mit der Diplomphysikerin Katrin Suder (46). Die ehemalige McKinsey-Beraterin ist seit 2014 Staatssekretärin im Verteidigungsministerium von Ministerin Ursula von der Leyen und dort für die Rüstungsbeschaffung zuständig. Nach der Hochzeit in Berlin hat das Ehepaar mit den drei Kindern Suders den gemeinsamen Wohnsitz nach Hamburg verlegt. Darüber reden möchte Katja Kraus allerdings genauso wenig wie über die Vergangenheit.

Nach Informationen des „Manager Magazins“ plant Suder ihren langsamen Ausstieg aus dem Ministerium. Sie wolle künftig „nicht mehr so häufig in Berlin sein“, wird sie in der Wirtschaftspresse zitiert. Das passt zur Gemengelage in dieser Lebensgemeinschaft. Kraus ist eine Ehepartnerin, die ebenbürtig weiß, was sie kann und will. Bis heute ist die ehemalige Fußball-Nationaltorhüterin die einzige Frau in Deutschland, die es in den Vorstand eines deutschen Profifußballclubs geschafft hat.

Dass ausgerechnet diese beiden Alphafrauen ein Modell leben, in dem die eine sich um Kinder und Haushalt kümmert und die andere die Karriereleiter nach oben steigt, ist schwer vorstellbar. Kraus hat schon ein neues Buch im Kopf, und auch Suder hat Pläne. Gemeinsam ist dem Ehepaar das Streben nach einer befriedigenden Work-Life-Balance. Oder wie es Kraus formuliert: „Bewegung ist meine Konstante.“