Pyeongchang. Nach Gold im Super-G auch Olympiasieg im Snowboarden – Silber und Bronze an Deutsche

Die Frage nach den Superstars des Sports ist nur schwierig zu beantworten. Was macht sie aus? Die Anzahl der Titel? Oder nur eine einzelne außergewöhnliche Leistung, die dafür zum ersten Mal? Oder nicht vielleicht sogar auch das Verhalten in der Niederlage? Als Ester Ledecká am vorletzten Tag der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang gefragt wurde, ob sie der Superstar dieser Spiele sei, da antwortete die 22 Jahre alte Tschechin angenehm geerdet: „Ich fühle mich nicht als Superstar. Aber es hört sich gut an.“

In der Sportberichterstattung werden Superlative so schnell herangezogen, wie Skifahrer und Snowboarder auf der Piste ausscheiden können. Bei Ledecká ist eine besondere Würdigung angebracht, schließlich schaffte sie es als erst zweite Olympionikin, bei Winterspielen in zwei verschiedenen Disziplinen, Ski alpin und Snowboard, Gold zu holen. Anders als der Russin Anfissa Reszowa (1988 in Calgary im Langlauf und 1992 in Albertville im Biathlon) gelang Ledecká dieses Kunststück sogar bei ein und denselben Spielen. Zunächst hatte sie auf zwei Brettern den Super-G gewonnen, nun zum Ende auf einem Brett den Parallel-Riesenslalom.

„In zwei unterschiedlichen Disziplinen Gold zu holen – unfassbar, was Ester da geschafft hat“, sagte Selina Jörg (Sonthofen) nach dem verlorenen Finale im Phoenix Snowpark. Eine Runde zuvor hatte die spätere Bronzemedaillengewinnerin Ramona Hofmeister (Bischofswiesen) das nicht wiederholen können, was ihr als einziger Athletin seit Dezember 2016 in den 34 K.-o.-Duellen vor Olympia gelungen war: die zweimalige Weltmeisterin Ledecká zu besiegen.

Für die Doppel-Olympiasiegerin scheint es wahrlich keine Limits zu geben. In einer Disziplin in der Weltklasse zu fahren ist schon eine enorme Leistung. Aber in zweien – das ist herausragend. Zumal die Wandlung von der Skifahrerin zur Snowboarderin in so kurzer Zeit nicht leicht fällt. Bis zum Tag vor dem Wettkampf habe sie sich gar nicht so gut gefühlt, gestand Ledecká. „Aber heute früh habe ich endlich wieder Ester, die Boarderin, in mir gespürt.“ Wie schon nach dem Super-G saß die Pragerin hinterher mit einer Skibrille vor den Augen vor der Weltpresse. Diesmal mit einer goldenen statt einer schwarzen. „Um ehrlich zu sein, bin ich heute sehr früh aufgewacht. Noch eher aufzustehen, nur um mir Make-up draufzumachen, macht keinen Sinn.“ Auch ohne Schminke trug Ester Ledecká das Strahlen einer ganz großen Sportlerin im Gesicht.