Pyeongchang. Marit Björgen siegt über 30 Kilometer und ist erfolgreichste Olympionikin aller Zeiten

Marit Björgen ist die Frau, die Deutschland in der letzten Entscheidung dieser Olympischen Winterspiele von Pyeongchang noch den Sieg in der Nationenwertung wegschnappte. Viel wichtiger noch: Ihr Sieg im finalen 30-Kilometer-Rennen brachte sie an die Spitze der erfolgreichsten Winterolympioniken aller Zeiten. Mit achtmal Gold, viermal Silber und drei Bronzemedaillen hat die Skilangläuferin ihrem norwegischen Landsmann Ole Einar Björndalen (8/4/1) die Spitzenposition abgenommen. Es war ein langer Weg zu diesem Rekord über 16 Jahre, und er endete an diesem sonnigen Tag mit dem perfekten Abschied von der olympischen Bühne.

„Es ist wirklich schwer zu verstehen, dass ich Geschichte geschrieben habe. Ich sitze hier und habe 15 olympische Medaillen. Ich bin doch nur die Marit“, sagte die 37-Jährige danach. Sie bewies am Sonntag mit einem Sololauf über einen Großteil des Marathonrennens im Skilanglauf noch einmal ihre Extraklasse. Mit unglaublichen 1:49,5 Minuten Vorsprung vor der Finnin Kris­ta Parmakoski triumphierte Björgen im Massenstart. „Es ist grandios, meine olympische Karriere so zu beenden. Die Emotionen auf den letzten 100 Metern waren unglaublich. Ich bin glücklich, was ich von meinem ersten Olympiastart 2002 in Salt Lake City bis jetzt geschafft habe.“

Sie ist zwar die Beste aller Zeiten, in Südkorea aber waren zwei Athleten noch erfolgreicher. Mit drei Goldmedaillen ist der französische Biathlet Martin Fourcade der erfolgreichste Einzelstarter – gemeinsam mit dem norwegischen Langläufer Johannes Kläbo. Björgen folgt an dritter Stelle. Beste Deutsche sind Biathletin Laura Dahlmeier und der Nordische Kombinierer Eric Frenzel mit je zwei Gold- und einer Bronzemedaille.

„Diese Frau ist eine Inspiration als Mensch und als Skilangläuferin. Sie ist das perfekte Aushängeschild für den Sport“, hat der deutsche Skilanglaufchef Andreas Schlütter einmal gesagt. Natürlich wurden ihre Erfolge über die Jahre auch von Zweifeln begleitet, schließlich ist die Rekordfrau auch 18-fache Weltmeisterin. Es gab immer wieder Vorwürfe der Konkurrenz, zumal Björgen als Asthmatikerin mit einer Ausnahmegenehmigung spezielle Medikamente nehmen darf. Generell wird der norwegische Erfolg bei diesen Spielen besonders kritisch beäugt, nachdem bekannt geworden war, dass das Team 6000 Einzeldosen an Asthmamitteln in Südkorea mit im Gepäck hatte.

Natürlich hat Marit Björgen immer betont, dass sie sauber sei. Obwohl sie offenbar auch bei den Dopingkontrolleuren eine Sonderstellung hat. Nach der Geburt ihres Sohnes Marius im Dezember 2015 wurde sie mehr als ein halbes Jahr von ihnen in Ruhe gelassen. So ist das nun mal in Zeiten des Dopings: Große Leistungen werden immer von Zweifeln begleitet. Fest steht, dass Björgen die härteste Arbeiterin der Szene ist. Wie sonst nur die Männer trainiert sie 1000 Stunden im Jahr.

Mit all der Plackerei wird nun in absehbarer Zeit Schluss sein, auch wenn Björgen den genauen Zeitpunkt ihres Rücktritts noch offen gelassen hat. Die Familie soll mehr in den Mittelpunkt rücken. Gemeinsam mit ihrem Partner Fred Börre Lundberg, zweimaliger Olympiasieger und dreimaliger Weltmeister in der Nordischen Kombination, hat sie bereits einen Sohn. Und ihm galten auch die ersten Gedanken, nachdem sie sich in die Geschichtsbücher Olympias eingetragen hatte: „Ich habe Marius drei Wochen nicht gesehen. Aber jetzt bin ich fertig und werde morgen endlich bei ihm sein.“