Hamburg. St. Paulis Südkoreaner besitzt eine selten gewordene Fähigkeit. Schoppenhauer wird an der Schulter operiert

Bevor Yiyoung Park am Dienstag seine Fußballschuhe zum ersten Training der Woche schnürte, hatte er schon eine Übungseinheit für seine grauen Zellen hinter sich gebracht. Der südkoreanische Fußballprofi absolvierte eine Stunde Deutschunterricht. „Ich mache gute Fortschritte, aber die Artikel ,der, die, das‘ bereiten mir noch die größten Probleme“, erzählt der 23-Jährige. Da es im Unterricht gut lief, führte der vielseitige Defensivspieler das Gespräch mit dem Abendblatt auch weitgehend auf Deutsch. Vor gut einem Jahr, als er noch unter Cheftrainer Ewald Lienen sein Zweitligadebüt gegeben hatte, hatte sich der freundlich und bescheiden auftretende Park dies noch nicht zugetraut.

Bemerkenswerte Fortschritte hat er seither auch in sportlicher Hinsicht gemacht. Sechs Punktspiele hat er inzwischen bestritten, allein drei unter dem seit Anfang Januar amtierenden Markus Kauczinski. War ihm beim 2:1 gegen Bochum vor der Winterpause noch eine gewisse Nervosität anzumerken, so bot er zuletzt sowohl beim 0:0 gegen den 1. FC Nürnberg als auch beim 1:0-Sieg in Ingolstadt als rechter Außenverteidiger eine überzeugende Vorstellung. „Yiyoung spielt schon erstaunlich souverän und abgeklärt“, lobt auch St. Paulis Abwehrchef Lasse Sobiech seinen Mitspieler, der Mitte 2015 durch einen Kontakt seines Onkels nach Hamburg kam und zunächst beim FC Süderelbe landete. Der damalige Trainer Jean-Pierre Richter (inzwischen beim SC Victoria) erkannte, dass sein neuer Schützling in der Oberliga unterfordert gewesen wäre und vermittelte ihn an das U-23-Team des FC St. Pauli.

Park kann auf beiden Seiten als Außenverteidiger, aber auch in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden. Diese Vielseitigkeit, die Park selbst zu Recht als eine seiner Stärken bezeichnet, hat seine Ursache vor allem darin, dass er mit beiden Füßen gleich stark spielen und schießen kann. „Selbst als ich ihn das erste Mal längere Zeit spielen sah, konnte ich nicht sagen, ob er ein Rechts- oder Linksfuß ist. Mit beiden Füßen kann er zum Beispiel präzise Diagonalbälle über das halbe Feld spielen. Das schaffen so nur wenige“, sagte einmal Ewald Lienen.

„Ursprünglich war ich mit rechts viel besser. Aber mein erster Trainer in Südkorea hat mir immer wieder gesagt, dass ich mit links spielen muss. Dadurch bin ich jetzt mit beiden Füßen fast gleich gut“, sagt Park, der selbst lieber als Außenverteidiger, egal auf welcher Seite, agiert als in einer zentralen Position. „An der Seite habe ich mehr Zeit und muss nicht in alle Richtungen auf Gegenspieler aufpassen. Hinter mir steht dort nur der Linienrichter“, sagt er.

Die Olympischen Winterspiele in seinem Heimatland verfolgt Park täglich im Internet. „Am meisten interessiert mich Shorttrack, da haben wir unsere besten Athleten“, sagt er. Biathlon und die verschiedenen, hierzulande so beliebten Skidisziplinen, sind für ihn hingegen weniger wichtig.

Unterdessen ist für Parks Kollegen Clemens Schoppenhauer die Saison vorzeitig beendet. Nachdem sich der Innenverteidiger im Training vor dem Spiel in Ingolstadt zum zweiten Mal die Schulter ausgekugelt hatte, wird er an diesem Mittwoch, zwei Tage bevor er 26 Jahre alt wird, in der Endo-Klinik von Andreas Werner operiert. Schoppenhauer war im Sommer 2017 vom Zweitligaabsteiger Würzburg ans Millerntor gewechselt, kam hier bisher aber nur auf zwei Punktspieleinsätze. Schulterspezialist Werner hatte im vergangenen Frühjahr auch St. Paulis Profi Jeremy Dudziak operiert, nachdem dessen Schulter mehrmals herausgesprungen war. Dudziak hat keine Probleme mehr und spielt eine erfolgreiche Saison.

St. Paulis Präsident Oke Göttlich gratulierte beim Training am Dienstagnachmittag
Cheftrainer Markus Kauczinski zu dessen
48. Geburtstag. Als typisch hamburgisches Geschenk überreichte Göttlich ihm einen Räucheraal und eine Konservendose mit Labskaus.