Sport und Politik gehören nicht zusammen. Sagt der Sport, wenn er Großereignisse in politisch nicht ganz korrekt agierende Länder vergibt. Sport kann Zeichen setzen, auch auf politischer Ebene. Sagt der Sport, wenn Dinge passieren, die lange unmöglich erschienen. Wie etwa das gemeinsame Eishockeyteam der Frauen aus Nord- und Südkorea bei den Spielen in Pyeongchang.

Hier vor Ort eröffnet sich noch eine ganz andere Ebene großer Zusammenhänge. Eine, die sich so kaum vorhersehen ließ. Sport und Glauben. Was das miteinander zu tun hat? Nun, man könnte einwenden, dass in Kanada Eishockey als eine Art Religion zelebriert wird. Und ganz sicher hat schon so manches Gebet die Auftritte von Generationen von Athleten begleitet. Aber das meine ich nicht. In diesem Fall geht es um Bekehrung.

Ein paar findige Kirchenmänner müssen sich gedacht haben, dass rund um die Spiele einige Schäfchen in die Gemeinde zu holen sein sollten. Mit einem Großaufgebot haben sich die Zeugen Jehovas an den olympischen Publikumswegen postiert. Mit Aufstellern, in denen sie ihre Zeitschriften anpreisen. Gleich in mehreren Sprachen suchen sie nach jenen, die bereit sind, das Leben mal von einer anderen Seite zu betrachten. „Friede, wann?“, fragt ein Plakat.

Derart mit christlichen Glaubensrichtungen konfrontiert zu werden, ist in einem asiatischen Land eher unüblich. Südkorea aber macht eine Ausnahme. Bei einer Fahrt durchs Land fallen einem mehr Kreuze ins Auge als Tempel. Neben der Eiskunstlaufarena kämpft eine Methodistenkirche mit allen Mitteln um Aufmerksamkeit. Abends illuminieren bunte Lichterketten den großen Gebäudekomplex, stellen sogar Rehe im Wald dar. Das scheint zu wirken, mit etwa 30 Prozent stellen die Christen den größten Anteil an Gläubigen in der Bevölkerung.

Für die Zeugen Jehovas scheint sich der Aufwand allerdings nicht zu lohnen, ich habe noch niemanden gesehen, der bei ihnen stehen blieb. Sport und Glauben passen vielleicht doch nicht so gut zusammen, wie sie hofften.