Hamburg. Die UHC-Hockeydamen wollen im Europapokal ihre Hallensaison retten

Nein, sagt Claas Henkel, über die verkorkste Bundesligasaison möchte er nicht mehr reden. Dass seine Mannschaft als Titelverteidiger nicht einmal das Viertelfinale um die deutsche Hallenhockeymeisterschaft erreicht hatte, spiele für die anstehende Aufgabe auch keine Rolle, glaubt der Cheftrainer der Damen des Uhlenhorster HC. „Für uns stand der Europapokal immer im Fokus. Das ist unser Saisonhighlight, das werden wir genießen.“

Der Genuss startet an diesem Mittwoch, wenn das Team den Flieger besteigt. In Dundee, einer Arbeiterstadt im östlichen Teil Schottlands, geht es von Freitag bis Sonntag um den Hallen-Europacup der Landesmeister. 2015, im Jahr nach dem ersten nationalen Titeltriumph unterm Dach, hatte der UHC im litauischen Siauliai diesen Wettbewerb zum ersten Mal gewonnen. „Das war ein so tolles Erlebnis, dass bei uns alle extrem heiß darauf sind, das noch einmal zu erleben“, sagt Henkel.

Kein Wunder also, dass der Coach zum ersten Mal in der aktuellen – und nach dem Turnier endenden – Hallenserie seine beste Mannschaft aufbieten kann. Die Nationalspielerinnen Janne Müller-Wieland und Marie Mävers, die vor zehn Tagen in Berlin den WM-Titel gewannen, sind ebenso im Kader wie die lange verletzt fehlende Katharina Otte. Dass aus dem Team, das im vergangenen Jahr deutscher Meister wurde, mit Yvonne Frank, Celine Wilde (beide zurückgetreten), Lisa Altenburg (zum Club an der Alster), Charlotte Stapenhorst (in die Niederlande) und Jana Teschke (Kreuzbandriss) allein fünf Nationalspielerinnen ausschieden, hatte dazu geführt, dass es in der Bundesliga nur zu Rang drei im Norden hinter dem späteren Meister Alster und dem Harvestehuder THC reichte.

International allerdings ist das Niveau im weiblichen Hallenhockey nirgendwo so hoch wie in der Bundesliga, was den deutschen Teilnehmer im Europapokal traditionell auf den Favoritenschild hebt. „Diese Rolle nehmen wir gern an, auch wenn es natürlich nicht leicht ist, einen Titel zu holen, den alle erwarten“, sagt Torjägerin Mävers. Weil sie und die anderen Nationalspielerinnen wegen des World-League-Finales auf dem Feld nur eingeschränkt für die Halle zur Verfügung standen, habe sich die Mannschaft „erst gefunden, als die Bundesligasaison schon vorbei war. Dafür sind wir jetzt voll da und wollen zeigen, wozu wir fähig sind.“

Unwissenheit herrscht im Hinblick auf die Fähigkeiten des ersten Gruppengegners Arminen Wien (Fr, 12.20 Uhr). „Das wird ein Blindflug, wir hatten kein Material, um uns auf sie vorzubereiten“, sagt Trainer Henkel, der sich, wie schon 2015 in Litauen, Carsten Alisch von Bundesligaabsteiger Eintracht Braunschweig als Assistenten ins Team geholt hat. Gegen den Club de Campo aus Madrid geht es am Freitagabend (18.20 Uhr) mutmaßlich um den Gruppensieg. Gastgeber Dundee Wanderers kann das Trainerteam immerhin zweimal vor Ort unter die Lupe nehmen, bevor es zum Vorrundenabschluss zum direkten Duell kommt (Sa, 12.30 Uhr). „Letztlich kommt es aber sowieso nur darauf an, dass wir unsere Qualitäten zeigen“, sagt Marie Mävers.

Gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen hat die 27-Jährige aber nicht nur den zweiten Europapokaltriumph vorbereitet, sondern auch eine Überraschung für UHC-Urgestein Nicola Scharlau. Die 3o-Jährige ist als kaufmännische Leiterin im familieneigenen Druckunternehmen zu sehr eingespannt und beendet nach dem Schottland-Ausflug ihre Karriere. „Wir wollen ihr einen optimalen Abschluss bereiten“, sagt Mävers. Mit dem Titelgewinn wäre dieser geschafft. Und über die verkorkste Bundesligasaison würde dann wirklich niemand mehr reden.