Pyeongchang. Die deutsche Eishockeynationalmannschaft besiegt die Schweiz mit 2:1 und trifft im Viertelfinale heute auf Schweden

Dass ein Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz durchaus ein Klassiker ist, mindestens aber ein emotionsgeladenes Nachbarschaftsduell, das bis zum Schluss nichts an Intensität verliert, das hat sich bis zu den südkoreanischen Zuschauern im Kwandong Hockey Centre noch nicht herumgesprochen. Als die Partie in die entscheidende Phase ging, verließen sie nach und nach die Halle. Kaum mehr halb voll war die kleine Arena, als das Spiel in die Verlängerung ging. Die wenigen deutschen Fans hielten trotz der späten Stunde kurz vor Mitternacht aus, sie hatten lange genug warten müssen, um eine deutsche Mannschaft wieder in ein olympisches Viertelfinale einziehen zu sehen. Da machten ein paar Minuten mehr auch nichts aus.

Minuten wurden es allerdings gar nicht, nach lediglich 26 Sekunden der Verlängerung stand Yannic Seidenberg vor dem Schweizer Tor und schob einen Abpraller von Torhüter Jonas Hiller an diesem vorbei ins Netz zum 2:1 (1:0, 0:1, 0:0, 1:0). „Im ersten Moment konnte man es nicht richtig begreifen. Es war glücklich, dass ich ihn reingebracht habe“, sagte der Münchner Seidenberg, der dem Aufschwung des deutschen Eishockeys mit seinem Treffer ein weiteres Kapitel hinzufügte.

Zum ersten Mal seit 2002 steht das Team wieder in der Runde der besten acht beim olympischen Turnier. Seit Bundestrainer Marco Sturm das Amt übernommen hat, führte er die Mannschaft bei allen drei Großereignissen in das Viertelfinale und schaffte zudem die Qualifikation für den Wettbewerb in Pyeongchang, in dem das Team bereits heute auf Weltmeister Schweden trifft (13.10 Uhr MEZ).

Während die hoch eingeschätzten Schweizer mit mürrischen Blicken die Arena verließen, drangen aus der deutschen Kabine laute Jubelschreie. „Das ist für die Mannschaft der Lohn für die harte Arbeit der vergangenen vier Jahre. Da ist man schon stolz drauf“, sagte Routinier Christian Ehrhoff.

Es war eine intensive Partie, vom ersten Bully an. Kaum hatten die Schiedsrichter den Puck ins Spiel gebracht, mussten sie nach neun Sekunden wegen eines überharten Einsatzes von Cody Almond unterbrechen. Der Schweizer hatte Verteidiger Ehrhoff mit dem Ellenbogen brutal gegen den Kopf gecheckt. Ehrhoff ging zunächst in die Kabine, kehrte aber zurück, Almond durfte sich mit einer Spieldauerstrafe verabschieden. Die anschließende Überzahl nutzten die Deutschen und gingen durch den Nürnberger Leonhard Pföderl in Führung (2.).

Die läuferisch starken Schweizer legten hohes Tempo vor, das die Mannschaft von Sturm jedoch mitgehen konnte. Der hohe körperliche Einsatz forderte später allerdings vor allem bei der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) Tribut, immer wieder mussten Spieler auf die Strafbank. Das erhöhte den Druck der „Eisgenossen“ zusätzlich. Der Ausgleich durch Simon Moser kam nicht überraschend (24.). Nach einigen Schwierigkeiten im Aufbau, die den Vorwärtsdrang der deutschen Mannschaft einschränkten, agierte das Team zu Beginn des letzten Abschnitts wieder offensiver. „Wir haben unser Spiel weitergespielt, haben nach vorn gedrückt, obwohl die Schweizer sehr stark waren“, sagte Verteidiger Frank Hördler.

Mit dem Sieg gegen Norwegen in der Gruppenphase (2:1 n.P.) und dem Erfolg im Viertelfinal-Qualifikationsspiel hat die deutsche Mannschaft ihr Soll erreicht. „Jetzt können wir befreit aufspielen“, sagte der Bundestrainer. Was sein Team nun erwartet, wissen alle bereits. In der Punkterunde trafen die Deutschen schon auf die Schweden und unterlagen unglücklich 0:1. „Da haben wir gemerkt, dass gegen Schweden mehr drin ist“, so Sturm zuversichtlich. Diesen Optimismus tragen auch die Profis in sich. „Was uns ausgezeichnet hat in diesen guten Spielen war, dass wir alle zusammengehalten und füreinander gekämpft haben“, sagte Hördler. „Wir haben wahnsinnig Spaß hier.“ Mit einem ähnlich couragierten Auftritt wie gegen die Schweizer ist nicht auszuschließen, dass der noch eine Weile anhält. Obwohl der zweifache Olympiasieger aus Skandinavien eine deutlich höhere Hürde ist als das kleine Nachbarland.