pyeongchang. Die deutschen Skispringer um Andreas Wellinger gewinnen Silber im Team

Die Medaillendichte im Deutschen Haus war noch nie so groß wie an diesem Montagabend in Pyeongchang. Neben den beiden goldenen Bob-Duos Friedrich/Margis und Kripps/Kopacz aus Kanada schauten auch die norwegischen Skispringer in Ermangelung einer eigenen Party-Location vorbei, um mit den „Silber-Adlern“ des Deutschen Skiverbandes das Ende der Skisprungwettbewerbe zu begießen. Am meisten erwischte es dabei Werner Schuster. Auf den Bundestrainer, verantwortlich für drei Olympiamedaillen von den südkoreanischen Schanzen, waren vier Magnumflaschen Sekt gerichtet, rücklings auf dem Boden gab es für den Österreicher kein Entkommen. Selten dürfte er die Dusche so genossen haben wie am Montagabend.

Knapp drei Stunden zuvor standen das Springerquartett und sein Trainer noch im Alpensia Jumping Centre, nebenan feierten die Wikinger um Daniel-André Tande gelassen ihren klaren Sieg. 1098,5 Punkte hatten die Norweger in acht Sprüngen gesammelt, nach der Hälfte „durften wir noch kurzzeitig von Gold träumen“, sagte Schuster angesichts von zwei Punkten Rückstand zur Halbzeit. „Dann aber hat Tande gezeigt, wer Herr im Haus ist.“ Weil Großschanzen-Olympiasieger Kamil Stoch im letzten Sprung nicht mehr Andreas Wellinger kontern konnte, fielen die Polen (1072,4) noch hauchdünn hinter die Deutschen (1075,7) zurück. Deutschland, Norwegen, Polen – diese drei Nationen bestimmen das internationale Skispringen. Die einst so stolzen Springer aus Österreich hatten am Ende knapp 100 Punkte Rückstand.

„Jetzt wird gefeiert“, sagte Wellinger und gab damit den Startschuss für eine rauschende Nacht. Der 22-Jährige hat sich im Laufe der Olympiawettkämpfe zum Anführer im DSV-Team entwickelt. Zu einem Vorbild, das im Umgang mit den Kollegen nicht abgehoben ist, sondern alle mit seiner lockeren Art mitreißt. Gold von der kleinen Schanze, Silber von der großen und mit dem Team – „da braucht man nichts mehr zu sagen“. Ihre ersten Medaillen in Pyeongchang bekommen am Dienstag bei der Siegerehrung auch Richard Freitag, Karl Geiger und Stephan Leyhe überreicht. „Aufregend, es hat unglaublich Spaß gemacht“, sagte Leyhe, der nur für diesen Wettbewerb den Startplatz von Markus Eisenbichler eingenommen hatte. „Besonders für Richard freut es mich“, erklärte Schuster. „Er hat eine harte Zeit durchgemacht und am Ende einen entscheidenden Beitrag geleistet, dass es Silber geworden ist.“

Auch für den Bundestrainer war Olympia in Pyeongchang noch mal eine neue Erfahrung der besonderen Art. „Das waren für uns mit die erfolgreichsten Olympischen Spiele. Darauf können die Jungs stolz sein“, sagte der 48-Jährige.

Für die Zukunft sind die DSV-Adler wahrlich gut aufgestellt. Sorgen, dass Vorspringer Wellinger den Ehrgeiz nun verlieren könnte, hat der Bundestrainer nicht: „So lange ist er noch nicht an der Spitze. Er ist noch nicht Weltmeister, er ist noch nicht Weltcupsieger, er ist noch nicht Tourneesieger – die Ziele werden ihm nicht ausgehen.“ Und in vier Jahren sind die Spiele dann in Peking. „Boah, das ist noch weit hin“, sagte Schuster und schnaufte durch.

Zeitlich viel weiter als bis zur Ankunft im Deutschen Haus wollte am Montagabend kein deutscher Skispringer denken.