Hamburg. Ehemaliger Präsident wollte lebenslange Mitgliedschaft für 1887 Euro anbieten

Als ihm Präsidiumskollege Henning Kinkhorst kurz vor der offiziellen Bekanntgabe auf dem Podium das Ergebnis der Abstimmung zuflüsterte, ließ sich Jens Meier nichts anmerken. Dann beugte er sich zu Ralph Hartmann und informierte ihn über die Abstimmungsniederlage. Kurz darauf lächelte der 51-Jährige. Fast hätte man glauben können, er hätte die Wahl gewonnen.

Wenige Minuten später – das Präsidium hatte sofort die Bühne verlassen – stand Meier mit Hartmann einsam zusammen. Während der neue Präsident Bernd Hoffmann im Nebenraum die ersten Interviews gab, wollte der abgewählte Amtsinhaber am liebsten gar nichts mehr sagen. „Es war eine demokratische Entscheidung, ich wünsche ihm viel Erfolg bei seiner Aufgabe.“

Was am Ende seiner Einschätzung nach den Ausschlag gegeben hat? „Ich denke, das Ergebnis ist dem Tabellenstand geschuldet“, sagte Meier, der vergeblich versucht hatte, mit einer Reihe von angekündigten Maßnahmen eine Mehrheit zu erhalten. So wollte er 1887 HSV-Anhänger für eine lebenslange Mitgliedschaft gewinnen – Kostenpunkt 1887 Euro pro Anhänger. Die Einnahmen in Höhe von 3,5 Millionen Euro sollten in nachhaltige Projekte fließen. Auch der Nachwuchsbereich sollte weiter mit moderner Technik gefördert werden: So plante Meier, in Norderstedt einen „Footbonauten“, den Sportdirektor Bernhard Peters schon seit einiger Zeit einsetzen möchte, aufzustellen. Für das Investment, rund 2,5 Millionen Euro, hatte Meier bereits mit potenziellen Unterstützern gesprochen. Dass unter Hoffmann der Kauf getätigt werden kann, ist nun mehr als fraglich.

Konnte Meier für die Sanierung des HSV e. V. kräftig punkten – während seines Präsidiumsberichts gab es Beifall –, so übten etliche Mitglieder zum Teil heftige Kritik an Meier, weil sich dieser nicht genug um die Belange der AG gekümmert habe. Da half auch nicht, dass er ankündigte, sportliche Berater verpflichten zu wollen; den Namen von Horst Hrubesch nahm er nicht in den Mund. So endet für Meier zumindest vorerst seine Zeit als HSV-Funktionär. Im Januar 2013 wurde er in den Aufsichtsrat (damals noch e. V.) gewählt, von Januar bis Juli 2014 übernahm er den Vorsitz und begleitete auch die Ausgliederung. Im Januar 2015 schließlich hatte er das Amt des e.-V.-Präsidenten von Carl Jarchow übernommen.

„Meine Frau freut sich am meisten über den Ausgang der Wahl“, sagte er noch, bevor er sichtlich gezeichnet verschwand. „Und eines ist doch klar. Ich habe den HSV im Herzen, werde dem Verein die Treue halten.“