IngolstadT. Das 1:0 in Ingolstadt bewies erneut, dass der FC St. Pauli den Topteams der Liga wieder Paroli bieten kann

Die Belohnung für den 1:0-Auswärtssieg beim FC Ingolstadt 04 ließ St. Paulis Cheftrainer Markus Kauczinski seinen Spielern schon kurz nach dem Schlusspfiff im Schneegestöber zukommen. Er gab seiner Mannschaft für Sonntag und Montag frei. Erst am Dienstag, wenn Kauczinski 48 Jahre alt wird, erwartet er seine Profis wieder zum Training.

„Die Spieler sind angesichts der langen Reise auf mich zugekommen. Wir haben uns auf diesen Kompromiss geeinigt“, verriet Kauczinski wenig später, ließ dabei aber offen, welche noch weitergehenden Bitten es womöglich gegeben hatte. Auf jeden Fall nutzten einige Akteure die Chance, direkt nach dem Spiel am Sonnabend frei zu haben, umgehend und nahmen schon in Ingolstadt einen zwei Stunden früheren Zug Richtung Hamburg, als ursprünglich für das gesamte Team gebucht war. Statt um 23 Uhr waren sie daher schon um 21 Uhr am Hauptbahnhof.

„Wir konnten das so machen, weil wir erst am nächsten Sonntag wieder spielen, es also eine vergleichsweise lange Trainingswoche ist“, sagte Kauczinski. Die Geberlaune des Trainers war verständlich, schließlich hat sein Team nach den beiden Niederlagen gegen Darmstadt (0:1) und in Heidenheim (1:3) wieder in die Spur gefunden und ließ jetzt in zwei aufeinander folgenden Spielen gegen Teams mit Aufstiegsambitionen kein Gegentor zu. „Wir hatten heute bei einigen Situationen auch ein bisschen das Glück, das uns zuletzt gefehlt hatte“, sagte St. Paulis Sportchef Uwe Stöver. Dabei dachte er an das jüngste Heimspiel gegen Nürnberg (0:0), als auch Pech dabei war, dass kein eigenes Tor gelang. In Ingolstadt wiederum hätte der Gegner bei etwas konzentrierterem Torabschluss St. Pauli in größere Schwierigkeiten bringen können. Unter dem Strich aber stand eine starke Defensivleistung der St. Paulianer, die den Ingolstädtern ziemlich bereitwillig 58 Prozent Ballbesitz ließen.

Nach der vogelwilden Defensivleistung zwei Wochen zuvor in Heidenheim, als sogar Abwehrchef Lasse Sobiech schwächelte, hat die Mannschaft von Trainer Kauczinski zu ihrer defensiven Stabilität zurückgefunden. „Es war insgesamt sicherlich kein Topspiel, dafür war es zu zerfahren. Das war auf dem Boden wahrscheinlich auch schwer“, sagte Kauczinski und sprach damit den zunehmend vom Schnee bedeckten Rasen an. „Wir haben bestimmt auch schon besser Fußball gespielt. Aber wichtig war, wieder einmal zu erfahren, dass wir jeden schlagen können, wenn wir gemeinsam arbeiten und kämpfen.“

Erstmals seit vier Spielen ist St. Paulis Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz mit nun sieben Punkten größer als der Rückstand auf den Aufstiegs-Relegationsplatz (sechs), den immer noch der kommende Gegner Holstein Kiel belegt. Die Schleswig-Holsteiner wiederum haben seit zehn Spielen nicht mehr gewonnen, belegen aber immer noch den dritten Tabellenplatz.

„Es ist ganz gut, dass wir uns jetzt von unten etwas abgesetzt haben. Wichtiger finde ich aber, dass wir jetzt zweimal hintereinander zu null gespielt haben. Es ist ein gutes Gefühl für die Spieler zu wissen, dass auch mal ein Tor reicht, um ein Spiel zu gewinnen“, sagte Kauczinski zur aktuellen Situation.

Dabei war der Treffer, der am Sonnabend das Spiel in Ingolstadt entschied, sehr ansehnlich herausgespielt. Waldemar Sobota düpierte mit einem perfekt dosierten Pass in die Tiefe gleich mehrere Gegner und spielte Richard Neu­decker im Strafraum an. Dessen ebenfalls idealen Querpass konnte Sami Alla­gui ohne größere Mühe zur 1:0-Führung (30.) verwerten. Es war Allaguis drittes Saisontor im 22. Spiel. Damit ist er teamintern jetzt wieder allein erfolgreichster Stürmer.

„Mit dem Tor haben wir genau den richtigen Nadelstich zu einem guten Zeitpunkt gesetzt“, sagte Außenverteidiger Daniel Buballa, warnte aber davor, sich jetzt angesichts von 31 Punkten sicher zu fühlen. „Die Liga ist so eng. Wenn man drei Spiele gewinnt, ist man oben dabei, aber wenn man drei verliert, ist man auch wieder unten“, sagte er. „Uns tun die drei Punkte erst einmal gut, um uns von unten etwas abzusetzen“, sagte Abwehrchef Lasse Sobiech. „In zwei, drei Spieltagen kann das schon wieder ganz anders aussehen.“

Positiv war zudem, dass Mats Möller Daehli nach seiner Leistenoperation ein erfolgreiches Comeback von rund 15 Minuten (inklusive Nachspielzeit) gab. „Ich konnte mich gut bewegen und habe auch jetzt keine Beschwerden“, sagte er nach dem Spiel. Die Startelf-Alterna­tiven werden für Trainer Kauczinski wieder größer.