Hamburg. Der Teenager soll gegen Bayer erstmals nach dem Trainerwechsel von Anfang an spielen

Genau 26 lange Minuten lang konnten Kiebitze am Freitagnachmittag über den Sichtschutzzaun lugen, ehe Bernd Hollerbach den Schalter von „geheim“ auf „streng geheim“ umstellte. Der HSV-Trainer verlegte den Rest der Abschlusseinheit kurzerhand vom Trainingsplatz ins abgeriegelte Volksparkstadion, wo vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (Sa, 15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) noch einmal der letzte Feinschliff im Allgemeinen und Standards im Speziellen trainiert werden sollten.

Ob sich bei der Einheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein Profi noch auf der Zielgeraden vor dem richtungweisenden Heimspiel in den Vordergrund rücken konnte, blieb zunächst unbekannt. Im Gegensatz zu Hollerbachs Meinungsumschwung für die Besetzung des zuletzt chronisch ungefährlichen Sturms. So will der Coach nach Abendblatt-Informationen gegen Leverkusen statt auf Bobby Wood erstmals auf Fiete Arp von Anfang an neben Stammkraft Filip Kostic setzen.

„Wir müssen im vorderen Drittel gefährlicher werden“, hatte Hollerbach bereits am Donnerstag gesagt – und mit „wir“ vor allem Wood gemeint. In 17 Spielen in dieser Saison hatte der dauerformschwache US-Amerikaner gerade mal einen Treffer erzielen und sich in den drei Hollerbach-Spielen gegen Leipzig, Hannover und Dortmund sogar nur sechs Torschüsse erarbeiten können.

Nun also Arp statt Wood. Der Aufsteiger der Hinrunde, der beim geheimen Freitagstraining nicht nur wegen seiner neonorangen Schuhe zu gefallen wusste, blieb nach dem Trainerwechsel zunächst nur die Rolle als Joker übrig. Grund hierfür war allerdings nicht eine mutmaßlich fehlende Wertschätzung des neuen Trainers als vielmehr eine hartnäckige Grippe gepaart mit Schulstress. Der zum Hoffnungsträger auserkorene Teenager schreibt derzeit ganz nebenbei sein Abitur.

Auf dem Stundenplan steht an diesem Sonnabend aber ganz platt: den HSV retten. Denn alles andere als der erste Heimsieg seit zweieinhalb Monaten kann sich der abstiegsgefährdete HSV kaum leisten. Zum rettenden 15. Platz haben die Hamburger vor diesem Spieltag bereits sechs Punkte Abstand.

Bevor es am Sonnabend gegen Leverkusen – mal wieder – um alles oder nichts geht, erlaubte sich auch Trainer Hollerbach einen kurzen Ausflug in die Vereinspolitik. Am Donnerstagabend traf der Coach im Elysée Hotel am Dammtor Vereinspräsident Jens Meier. „Ich war schon überrascht“, sagte Meier, „wie entspannt der Trainer vor dem Spiel gegen Leverkusen war.“ Noch entspannter wären dann nur noch drei Punkte gegen Leverkusen – gerne durch einen Treffer von Fiete Arp.