Pyeongchang. Österreicher siegt im Super-G. Deutsche mit Platz acht und zwölf „nicht happy“

Auf Thomas Dreßen wollte Matthias Mayer bei diesem verrückten Super-G am heiligen Berg sicherheitshalber noch warten. Würde der Kitzbühel-Sieger ihm die Goldmedaille noch streitig machen? „Ich kann doch nicht zweimal Olympiasieger werden, das gibt’s doch gar nicht“, sagte Mayer (27), Abfahrtssieger 2014 in Sotschi, zu dem neben ihm im Schnee sitzenden Christof Innerhofer. Wenige Momente später, als Dreßen mit Startnummer 20 in Jeongseon mit der zwölftbesten Zeit ins Ziel gefahren kam, stand fest: Doch, das gibt es!

Nach den favorisierten Norwegern um Abfahrts-Olympiasieger Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud, Gewinner des Super-G vor vier Jahren, waren auch erneut die Deutschen geschlagen. Jansrud (+0,18 Sekunden) blieb hinter dem Österreicher Mayer und Beat Feuz (Schweiz/+0,13) immerhin Bronze, ­Andreas Sander und Dreßen belegten die achtbaren Ränge acht und zwölf. Josef Ferstl wurde 27.

„Ich habe in den Zeitungen was von Medaillen gelesen“, sagte Dreßen (24), „aber man muss die Kirche im Dorf lassen.“ Er und Sander gehörten zum Kandidatenkreis, Favoriten waren andere. Die, die schneller waren, sagte Dreßen, „das sind ja keine Nasenbohrer“. Cheftrainer Mathias Berthold allerdings war „nicht ganz happy“ mit der Speed-Woche. Die Spiele „sind vielleicht ein Jahr zu früh gekommen für diese Mannschaft“, sagte er. In den Technikrennen ab Sonntag, ergänzte Berthold, „zählen wir nicht zum Favoritenkreis“.

Im Super-G war das ein bisschen anders, aber der Super-G, meinte Dreßen in der ihm eigenen sympathisch-direkten Art, sei „eine Drecksau, wie wir Athleten untereinander sagen“. Was er meinte: Der Super-G ist unberechenbar.

Sander musste das erfahren, als ihm nach dem zweiten Sprung ein Fehler unterlief, der ihn eine bessere Platzierung kostete. Dennoch zeigte er den besten Olympia-Super-G eines Deutschen seit Gold von Markus Wasmeier 1994. „Es gibt nichts hinterherzutrauern“, sagte Sander, „aber ich kann besser Ski fahren.“ Viel Olympia-Atmosphäre haben die Abfahrer nicht schnuppern können in ihrem Außenposten Jeongseon, wo alle zusammen im einzigen Hotel wohnen. Und im Fernsehen, sagte Sander, „wird nur Shorttrack, Eiskunstlauf und Curling übertragen, das war ein bisschen enttäuschend“. Mayer war das an seinem großen Tag „wuascht“. Vater Helmut hatte 1988 bei der Olympiapremiere des Super-G Silber gewonnen. Die Medaille lag, solange sich Mayer erinnern kann, daheim im Wohnzimmer. „Ich hatte sie mein ganzes Leben gesehen und wollte immer meine eigene.“ Nun hat er sogar zwei, und die sind auch noch aus Gold. Noch viel besser also.