Hamburg. St. Paulis Chefcoach hatte in Ingolstadt die kürzeste Amtszeit seiner Karriere. Am Sonnabend trifft der Kiezclubauf den Aufstiegsanwärter

Es warten in den kommenden Wochen schwere Aufgaben auf den FC St. Pauli. Nach dem Heimspiel gegen Nürnberg (0:0) gastiert der Kiezclub an diesem Sonnabend (13 Uhr/Sky) beim nächsten Topgegner FC Ingolstadt. Es folgen Holstein Kiel und Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf. Alle vier Mannschaften spielen um den Aufstieg in die Bundesliga mit. „Wir haben gegen Nürnberg gezeigt, dass wir gegen solche Gegner bestehen können“, sagt St. Paulis Trainer Markus Kauczinski.

Für den 47 Jahre alten Gelsenkirchener ist die Partie in Ingolstadt eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Kauczinski hatte im Sommer 2016 beim FCI das schwere Erbe von Ralph Hasenhüttl angetreten. Der heutige Coach von RB Leipzig hatte die „Schanzer“ in die Bundesliga geführt und mit ihnen die Klasse gehalten. Dann rückte Kauczinski vom damaligen Zweitligisten Karlsruher SC nach. Dort war er mehr als vier Jahre Cheftrainer, hatte gegen den HSV in der Relegation 2015 nur knapp den Bundesligaaufstieg verpasst.

Doch der Aufgabe in Ingolstadt war Kauczinski nicht so wie gewünscht gewachsen. Nach nur vier Monaten, zehn sieglosen Spielen und zwei mickrigen Punkten zog der Club die Notbremse. Kauczinski wurde entlassen. Als Tabellenvorletzter mit fünf Punkten Abstand zum Relegationsplatz standen die Bayern am Abgrund. Am Ende der Saison stiegen sie mit dem neuen Trainer Maik Walpurgis in die Zweitklassigkeit ab.

„Ich kehre gern nach Ingolstadt zurück. Auch wenn es eine kurze Zeit war, habe ich gute Erinnerungen“, betont Kauczinski dennoch. Vor seiner Anstellung bei St. Pauli Ende des vergangenen Jahres lebte er ein Jahr ohne Trainerjob. „Viele nette Menschen haben damals mit mir zusammen um die Punkte gekämpft. Ich bin unterstützt worden bis zum letzten Moment“, sagt Kauczinski weiter über die kürzeste Amtszeit seiner Trainerkarriere. Auch die Trennung sei am Ende so gelaufen, wie es sich gehöre. „Unter Männern hat man sich in die Augen geschaut und deutlich gesagt, was Sache ist. So gehört sich das.“

In der laufenden Saison hat Ingolstadt von den vergangenen 14 Partien nur zwei verloren und steht mit drei Zählern Rückstand zum Relegationsrang auf Platz fünf. „Es ist eine gestandene Mannschaft, die gespickt ist mit Bundesligaspielern“, sagt St. Paulis Chefcoach. Um eine Chance zu haben, „müssen wir geschlossen, aggressiv und zweikampfstark auftreten.“

An das Hinspiel dürften die Kiezkicker keine positiven Erinnerungen haben. St. Pauli kassierte im eigenen Stadion eine 0:4-Klatsche. Damals war Olaf Janßen noch Chefcoach bei den Braun-Weißen. „Wir haben noch etwas geradezustellen“, sagt auch der Nachfolger.

Einen Hexenkessel erwartet St. Pauli im 15.200 Zuschauer fassenden Audi Sportpark am Sonnabend jedenfalls nicht. In dieser Saison haben im Schnitt nur 9789 Fans pro Partie ihren Club angefeuert. Zum Vergleich: Das Millerntor-Stadion ist mit durchschnittlich 29.326 Zuschauern ligaweit am besten besucht. Dennoch: Bei erst zwei Heimsiegen des Kiezclubs und immerhin schon vier von Ingolstadt scheint die Stimmung keinen entscheidenden Unterschied auszumachen. Auch Kauczinski meint: „Es spielt keine Rolle, ob wir zu Hause oder auswärts spielen. Wir sind ein gefährlicher Gegner.“