Die Spiele sind erst vier Tage alt, aber ich weiß jetzt schon, was mir am meisten fehlen wird, wenn wir wieder in Deutschland sind. Uns wird ja oft nachgesagt, hyperkorrekt zu sein. Pünktlich, zuverlässig und so. Sind wir ja auch, wenn’s nicht gerade um große Bauwerke geht.

Hier in Pyeongchang aber geben die Koreaner täglich alles, um mindestens einen ähnlichen Ruf wie die Deutschen zu erwerben. Oder uns gleich zu überholen. Sie haben es ja sogar geschafft, die ganze Infrastruktur, die geradezu voluminös ist, rechtzeitig fertigzustellen. Aber die Gastgeber zeigen ein gesteigertes Interesse daran, dass auch sonst alles in den vorgesehenen Bahnen abläuft. Dass jeder sich an das Drehbuch hält. Dafür gibt es unzählige Helfer, mal Freiwillige, aber auch Hundertschaften von Polizisten. Klar, überall, wo viele Menschen zusammenkommen, werden sie gebraucht. Aber selbst wenn der Andrang gering ist, weit vor den Wettkämpfen oder beim Training, muss alles korrekter sein, als es sinnvoll erscheint.

Da stehen fünf Helfer im Abstand von drei Metern an der Straße, alle mit einem schönen roten Leuchtstab ausgestattet, und wedeln unverdrossen, um den Verlauf des Weges anzuzeigen. Fünf Meter weiter die nächste Winkergruppe. Und so weiter. Nicht nur, dass einer gereicht hätte, die Richtung wäre meist auch so ersichtlich. Falls man einen kürzeren Weg erspäht, sollte man gar nicht erst versuchen, ihn zu nehmen. Selbst wenn die offizielle Route einen großen Umweg bereithält.

Wer nämlich aus dem Drehbuch ausschert, löst damit kleine Krisen aus. Dann verlieren die sonst sehr freundlichen Helfer ganz leicht die innere Ruhe und werden sehr bestimmt, fast ungehalten. Dann wedeln sie noch stärker mit ihren Stäben. Oder gestikulieren wild, wenn man nicht an den vorgesehenen Plätzen in den Hallen und Stadien steht. Für Menschen mit einem großen Ordnungsbedürfnis ist das hier das wahre Paradies. In Pyeongchang kann man sich wirklich deutsch fühlen, fast mehr als in der Heimat.