Pyeongchang.

Im Sommer 2014 sagte Mathias Berthold, deutscher Cheftrainer der Speed-Wettbewerbe Abfahrt und Super G, den zu diesem Zeitpunkt aberwitzigen Satz: „In Pyeongchang wollen wir so weit sein, dass wir um die Medaillen mitfahren können.“ Die Abfahrer waren damals ein Trümmerhaufen, Thomas Dreßen hatte als beste Abfahrtsplatzierung einen 22. Rang vorzuweisen – im Europacup. Wenn an diesem Sonntag (3 Uhr MEZ) Dreßen, Andreas Sander sowie Josef Ferstl am Abfahrtshäuschen auf ihren Start warten, hat die kesse Vorhersage zumindest in Teilen Substanz. Dreßen gewann am 21. Januar sein erstes Weltcup-Abfahrtsrennen – und das ausgerechnet auf einer der schwierigsten Pisten im alpinen Skizirkus, der Streif in Kitzbühel.

Berthold hat also seine „Jungs“, wie er sie nennt, tatsächlich so weit, dass sie mitmischen können – allen voran Dreßen, der plötzlich im Kreis der Favoriten um Beat Feuz (Schweiz) oder Aksel Lund Svindal (Norwegen) gehandelt wird. „Wenn du Kitzbühel gewinnst, kannst du das nicht wegdiskutieren“, sagt der Trainer, der 2014 schon den Österreicher Matthias Mayer zum Abfahrts-Olympiasieger coachte.

Sollte Dreßen auf dem „Jeongseon Downhill“ am Berg Gariwang tatsächlich auf das Podium fahren, wäre das historisch. Einen deutschen Olympiasieger gab es in der Abfahrt noch nie, immerhin zwei Medaillengewinner – vor mehr als 50 Jahren. Hans-Peter Lanig holte 1960 in Squaw Valley (USA) Silber, Wolfgang Bartels 1964 in Innsbruck Bronze.

Dreßen hat bei den Trainings den Eindruck gewonnen, dass ihm die Piste „taugt“. Am Sonntag erwarte er eine „Schlacht“, sagte er. „Entweder hat einer den Lauf seines Lebens und brennt eine Sekunde voraus, oder es wird ein Krimi. Ich glaube eher, dass es eine enge Geschichte wird.“