Hamburg. St. Paulis Routinier Johannes Flum beschreibt, wie er seine Rolle als Führungsspieler interpretiert

Zwei Tage haben die Fußballprofis des FC St. Pauli noch Zeit, um sich auf das erste von vier Spielen gegen die Topteams der Zweiten Liga vorzubereiten. Am Montagabend (20.30 Uhr, Sky und Liveticker bei abendblatt.de) kommt der 1. FC Nürnberg ins Millerntor-Stadion, danach folgen die Partien beim FC Ingolstadt, gegen Holstein Kiel und bei Fortuna Düsseldorf. Es sind interessante Wochen, die da auf die St. Paulianer zukommen. Danach könnte sich die schon jetzt brisante Tabellensituation noch um einiges verschärft haben.

„Meine Gedanken liegen ausschließlich beim Spiel gegen Nürnberg am Montag. An die weiteren Wochen denke ich jetzt noch nicht“, sagt St. Paulis Mittelfeldspieler Johannes Flum. Mit dieser Fokussierung auf das gerade anstehende Spiel, von der Fußballprofis heute ja grundsätzlich sehr gern erzählen, haben Flum und seine Kollegen vor einem Jahr eine sehr positive Erfahrung gemacht. Das Team war vor 13 Monaten, als Flum zum Kiezclub kam, abgeschlagen Schlusslicht in der Zweiten Liga. Auch das erste Spiel nach der Winterpause ging gegen den VfB Stuttgart verloren, die Lage schien aussichtslos. Die atemberaubende Rückserie mit 34 Punkten war letztlich nur möglich, weil sich die Spieler auf die jeweils anstehende Aufgabe konzentrierten und nicht immer wieder grübelten, wie viele Siege sie wohl noch erkämpfen müssten.

Flum nahm die für ihn vorgesehene Rolle als Führungsspieler sofort an, seit dem Trainingslager im vergangenen Sommer gehört der 30-Jährige auch dem Mannschaftsrat an. „Ein Führungsspieler ist für mich jemand, der für die Jungen auch im Training ein Vorbild ist. Es ist wichtig, dass man tagtäglich vorangeht. Wenn man das in der Woche nicht macht, kann man es nicht plötzlich am Wochenende tun“, sagt Flum.

Dazu gehöre, so sagt der frühere Freiburger, dass man sich auch auf jedes Training konzentriert vorbereite und sich nach dem Training ebenso professionell verhalte. „Viele Junge muss man so ein bisschen an die Hand nehmen, die können das nicht wissen“, sagt Flum. Im Spiel sei er zwar nicht der „Grätschertyp“, aber einer, „der den Ball fordert und das Spiel in die Hand nehmen möchte, um dadurch den Druck von den jungen Spielern zu nehmen“.

Das Ganze habe aber auch Grenzen, wie Flum meint. „Es ist wichtig, dass sich die jungen Spieler nicht darauf ausruhen, sondern sagen: Okay, die zeigen uns den Weg, den gehen wir mit.“ Zu einem Führungsspieler gehöre auch, so Flum, dass er so spiele, dass er andere gut aussehen lassen kann. „Man darf sich nicht zu schade sein, die Drecksarbeit zu machen“, sagt er. Davon wird es gegen die technisch starken Nürnberger am Montag reichlich geben, wenn man deren fußballerische Qualitäten mit Kampfgeist und Einsatzwillen ausgleichen will. „Die Nürnberger haben eine hohe individuelle Qualität, treten aber auch sehr geschlossen auf. Dazu sind sie spielerisch klar die beste Mannschaft der Liga.“ Im Hinspiel im September war es St. Pauli gelungen, sich erfolgreich zu wehren und – auch dank etwas Glück – mit 1:0 zu gewinnen. Gegen einen ähnlichen Verlauf hätte Flum auch diesmal nichts einzuwenden.

Ob er auch in der kommenden Saison noch als Vorbild und Tippgeber für die jüngeren St.-Pauli-Profis agieren darf, ist noch offen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, Gespräche über eine Verlängerung hat es bereits gegeben. „Ich kann mir gut vorstellen, hier zu bleiben“, sagt der Familienvater, dessen Tochter im Herbst zur Welt kam.