Hamburg. Zwei Vereine, ein Ziel: Aufstieg! Handballer des HSV Hamburgin Altenholz gefordert

Ein Hamburger Märchen muss Matthias Fehrke vor dem Show-down gegen den HSV Hamburg klarstellen: „Nein, das stimmt nicht“, sagt der Geschäftsführer der Drittliga-Handballer des TSV Altenholz zu den Gerüchten, den Schleswig-Holsteinern drohe der Zwangsabstieg, sollten sie als Meister wie in der Vorsaison erneut auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga verzichten. Ohnehin stelle sich die Frage gar nicht, ergänzt Fehrke vor dem heute Abend (20 Uhr/Sportdeutschland.tv) in der Altenholzer Edgar-Meschkat-Halle mit Spannung erwarteten Spitzenspiel Zweiter gegen Erster: „Wir wollen aufsteigen!“

Dass ein Club, der zweimal in Folge sein Aufstiegsrecht ablehnt, in die Oberliga absteigt, „das hat es mal gegeben. Jetzt nicht mehr“, erklärt Fehrke. Vom Deutschen Handball-Bund gibt es auf Nachfrage von Ligaleiter Michael Kulus die Bestätigung: „Ein Verein muss bei einem Aufstiegsverzicht keine Sanktionen fürchten.“ So viel zu den hypothetischen Überlegungen. Auf dem Papier ist die Ausgangslage klar: Gewinnen die formstarken Gastgeber wie schon das Hinspiel in Hamburg (29:30), als der „neue“ HSV erstmals und bis heute auch zum einzigen Mal ein Heimspiel verlor, hätten sie nach Punkten zum Spitzenreiter aufgeschlossen. Viel mehr noch – die Randkieler im Norden der Landeshauptstadt würden den Rivalen wegen des gewonnenen Direkt­ver­­gleichs überflügeln.

Zum Endspiel will HSV-Trainer Torsten Jansen (41) das Duell dennoch nicht hochschaukeln. „Es sind danach noch verdammt viele Partien zu absolvieren (neun, die Red.). Ich glaube nicht, dass nach dem Spiel die Entscheidung gefallen ist“, versucht er, den Druck des Nicht-Verlieren-Dürfens von seiner jungen Mannschaft zu nehmen.

Ex-HSV-Coach Jens Häusler sieht die Teams auf Augenhöhe

Wie der Gegner will sich der HSV trotz aller Bescheidenheitsbekundungen die Aufstiegschance nicht entgehen lassen. Der Strategie- und Finanzplan der Hamburger sieht „mittel- bis langfristig“ die Rückkehr ins Oberhaus vor. Motto: „Ein Verein, ein Ziel!“ Die „Wölfe“ aus Altenholz verfolgen einen Dreijahresplan für die Rückkehr in die Zweitklassigkeit, welcher der Verein in diesem Jahrtausend elf Jahre angehörte. Zuletzt folgten 2014 der Abstieg und dann zwei Jahre Drittliga-Mittelmaß, ehe es vergangenes Jahr rasant zur Meisterschaft ging. „Wir reißen was“, motivieren sich die Altenholzer.

„In der vergangenen Saison fehlte einfach zu viel Geld, als dass wir es riskieren konnten hochzugehen“, begründet Fehrke den Aufstiegsverzicht. Nun plant er mit einem 450.000-Euro-Etat. „Noch würde es finanziell nicht ganz reichen. Aber wir sind positiv, diese Lücke im Aufstiegsfall zu schließen“, sagt der 37-Jährige. Zum Vergleich: Der HSV kommt bereits jetzt auf ein Vereinsbudget von 1,6 bis 1,8 Millionen Euro. Stimmen, nach denen der große Kooperationspartner THW Kiel dem kleinen Partner Altenholz den Aufstieg 2017 ausredete, verweist Fehrke ins Reich der Unwahrheiten: „Wir entscheiden eigenständig.“ Die Verbindung zum deutschen Rekordmeister sei eher sportlicher und struktureller Art.

Dennoch firmieren die Drittliga-Handballer seit Juli 2015 als wirtschaftlich ausgelagertes Team Altenholz GmbH. Zu den Gesellschaftern zählt die THW-Kiel-Nachwuchs-Leistungshandball GmbH mit 24,5 Prozent. Dieses Konstrukt soll die Jugendarbeit an der Förde stärken. Mitte dieses Jahres wird das millionenschwere Trainings- und Nachwuchsleistungszen­trum des THW fertiggestellt. Es steht in Altenholz und wird die Verzahnung der Mannschaften noch einmal stärken.

Ein Zweifachspielabkommen zwischen beiden Clubs gab und gibt es seit Jahren. Frühere und heutige Nationalspieler wie Sebastian Preiß (37/Weltmeister 2007), Rune Dahmke (24) und Hendrik Pekeler (26/Europameister 2016) starteten ihre THW-Karriere über den Umweg TSV. Aktuell haben vier Altenholzer das Recht, höher- oder unterklassig auszuhelfen. Torhüter Tom Landgraf (19) saß am Mittwoch im Champions-League-Spiel des THW gegen Vesz­prem (22:20) auf der Kieler Bank. Auch HSV-Schlussmann Dominik Plaue (22) konnte in seiner THW-Zeit in Altenholz Spielpraxis sammeln.

Einer, der alle Beteiligten kennt, ist Ex-HSV-Coach Jens Häusler. Der Jansen-Vorgänger, der im März 2017 nach sechs ereignisreichen Jahren in Hamburg gehen musste, spielte und trainierte auch schon in Altenholz und ist aktuell als
U-19-Trainer beim THW Kiel Teil des Ausbildungsbetriebs im Norden. „Ich werde am Freitagabend auch in der Halle sein und mir das Spiel anschauen“, sagt der 50-Jährige, „als neutraler Beobachter.“ Einen Tipp, wie es ausgeht, wagt Häusler trotzdem: „Ich sehe die Teams auf Augenhöhe. Die Tagesform wird entscheiden, und wie die Spieler mit dem Druck umgehen. Wobei Altenholz immer für eines steht: Die können kämpfen.“