Pyeongchang. Bundestrainer Gerald Hönig stellt seine Biathletinnen auf das extreme Wetter ein

Vor vier Jahren in Sotschi schien die Frühlingssonne, in Pyeongchang müssen sich die olympischen Sportler jetzt dick einpacken. Seit Wochen hat eine sibirische Kältewelle die Region im Nordosten des Landes fest im Griff. Morgens war es beispielsweise beim Training an der Bob- und Schlittenbahn minus 23 Grad Celsius kalt. Auch beim abendlichen Biathlontraining bibberten die Athleten mächtig. 16 Grad unter null zeigte da das Thermometer an. „Das ist Winter“, sagt Damen-Bundestrainer Gerald Hönig. „Wir sind es nur nicht mehr so gewöhnt.“ Für umso wichtiger hält er es, seine Schützlinge optimal auf die Eiszeit in der Loipe vorzubereiten. Im morgigen 7,5-Kilometer-Sprintrennen mit der Partenkirchenerin Laura Dahlmeier als Mitfavoritin beginnt die Medaillenjagd der Biathleten in Südkorea (12.15 Uhr MEZ).

„Viel essen“, lautet das Rezept des erfahrenen Oberhofers. „Ist es kalt, benötigt der Körper mehr Energie“, sagt er. Also immer eine Portion mehr auf den Teller füllen, was beim reichhaltigen Angebot im Speisesaal des olympischen Dorfes nicht schwer fallen sollte. An langen Büfetts gibt es dort alles, was das kulinarische Herz begehrt: italienisch, chinesisch, koreanisch, Fast Food, Halal. Zudem bekommen die Deutschen täglich eine große Brotauswahl von zu Hause geliefert.

Draußen gilt derweil die Zwiebeltaktik: viele dünne Schichten übereinander anziehen, den Hals lieber mit zwei Tüchern umwickeln und zudem das Gesicht mit Tapes vor dem Wind schützen. Maren Hammerschmidt hatte beim Training auch noch einen Atemwärmer im Mund, um Bronchien und Lunge nicht der eisigen Luft auszusetzen. Und vor den Schießübungen ließ Dahlmeier kräftig den Arm kreisen, damit das Blut zirkuliert und das Feingefühl in die kalten Finger zurückkehrt. Das Auslaufen oder selbst ganze Trainingseinheiten verlegt Hönig bei arktischen Temperaturen auch ganz gern mal nach drinnen aufs Ergometer, um die Sportler zu schonen. „Weniger ist dann manchmal mehr“, sagt er.

Der Zeitumstellung von acht Stunden begegnen die Biathleten derweil mit einem veränderten Tagesrhythmus: lange aufbleiben – bis zwei, drei Uhr – und lange schlafen – bis zehn, elf Uhr – ist das Motto. Um die deutsche Zeit zu simulieren, wurden künstliche Lichtquellen in den Aufenthaltsräumen und einigen Athletenzimmern aufgestellt. Zudem sind an den Fenstern Verdunklungsmöglichkeiten angebracht worden. „Der Körper benötigt pro Tag etwa eine Stunde, um sich umzustellen“, sagt Hönig. „Wir hätten demnach acht Tage eher anreisen müssen. Das war keine Alternative.“

Für das Sprintrennen der Männer (So., 12.15 Uhr) wurden Simon Schempp (Uhingen), Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld), Erik Lesser (Frankenhain) und Benedikt Doll (Breitnau) nominiert.