Hamburg. Hamburgs Hockey-Idol kritisiert vor Start der Hallen-WM seine Nichtnominierung und mangelhafte Kommunikation

In welch gemütlicher Nische der Hockeysport sich eingerichtet hat, war am Dienstagmittag in Berlin zu besichtigen. Dass Moritz Fürste am Montagabend der Enttäuschung über seine Nichtnominierung für die an diesem Mittwoch in der Max-Schmeling-Halle startende Hallen-WM (siehe Infokasten) Luft gemacht und Bundestrainer Stefan Kermas deutlich kritisiert hatte, war auf der Eröffnungs-Pressekonferenz niemandem auch nur einen Halbsatz wert. Der Topstar greift einen Tag vor WM-Beginn den Bundestrainer an – was im Fußball zur Staatsaffäre getaugt hätte, lässt im erfolgreichsten olympischen Mannschaftssport Deutschlands die Funktionäre kalt.

Dabei ließe sich über die Hintergründe des seit Wochen intern schwelenden und nun öffentlich gewordenen Streits trefflich diskutieren. Auf den ersten Blick erscheint Kermas’ Entscheidung tatsächlich fragwürdig. Bei einer Heim-WM auf den bekanntesten, als „das Gesicht des Hockeys“ geltenden Spieler zu verzichten, der mit seinem Uhlenhorster HC gerade den deutschen Meistertitel gewonnen hat und mit 41 Hauptrundentoren hinter Alexander Otte (TG Heimfeld) zweitbester Bundesliga-Torjäger war, wirkt sowohl aus sportlichen Gründen als auch aus Vermarktungssicht seltsam.

Allerdings führt der Bundestrainer derlei Gründe als Erklärung für seinen Verzicht auf den 33-Jährigen auch nicht an. Vielmehr habe er sich entschieden, bei der Hallen-WM dem Führungszirkel des aktuellen A-Kaders um Tobias Hauke (Harvestehuder THC), Mats Grambusch (RW Köln) und Martin Häner (Berliner HC) zu vertrauen. Eine Nominierung Fürstes, das ist unzweifelhaft, würde die Führungsstruktur eines jeden Teams verändern. „Genau das wollten wir nicht. Mo ist nach Olympia in Rio aus dem A-Kader zurückgetreten, deshalb kam er für die WM nicht mehr infrage. Er hat dafür die EM im Januar gespielt, als Leitwolf eines jungen Perspektivteams“, sagt Kermas. Dies habe er Fürste auch schon vor dem Start der Hallensaison bei der Bekanntgabe seines erweiterten Kaders mitgeteilt.

Genau da beginnt jedoch das Problem. Fürste bestreitet eine solche Klarstellung. „Meine Frage, ob die EM-Nominierung eine WM-Berufung ausschließt, hat er verneint. Ich hätte sonst auf die EM verzichtet. Er sagte, dass er die Leistungen in der Bundesliga genau beobachten wolle, um auf dieser Basis zwei Spieler nachzunominieren, die nicht dem A-Kader angehören.“ Dies tat Kermas dann auch in Person von Otte und Fabian Pehlke vom Mannheimer HC. „Ich kenne die Gründe dafür nicht und kann die Entscheidung auch nicht nachvollziehen“, sagt Fürste, der lange überlegt hat, ob er sich zu diesem Thema öffentlich äußern solle. „Ich bin aber zuletzt so oft angesprochen worden, dass ich denke, es ist wichtig, meine Meinung dazu zu sagen.“

Seine Neigung, dies immer wieder zu tun und offene Kritik an Verbänden, aber auch Medien zu üben, trifft beileibe nicht überall auf Zustimmung. Fürste gilt bei Teilen der Hockeyszene als Egomane, der sein persönliches Wohl über alles stellt. Dass er sich durchaus in den Dienst seiner Mannschaft stellen kann, bewies der Welthockeyspieler und Doppel-Olympiasieger allerdings nicht zuletzt am vergangenen Wochenende, als er beim Titeltriumph seines UHC vorrangig Defensivaufgaben verrichtete. „Ich glaube, dass die Jungs gern Seite an Seite mit mir gespielt hätten“, sagt er. „Trotz meiner Enttäuschung wünsche ich ihnen natürlich den Titel.“ Sollte das nicht klappen, könnte es doch ein paar ungemütliche Fragen an die Funktionäre geben.