gelsenkirchen. Dank zweier später Tore gewinnt Bremen glücklich auf Schalke – und Mainz rutscht auf Platz 16

Kaum war das Glück zu Werder Bremen zurückgekehrt, warnte Maximilian Eggestein. „Es ist schön, nach so langer Zeit mal nicht auf einem der letzten drei Plätze zu stehen, aber es sollte uns nicht täuschen. Wir haben den Erfolg nicht so verdient, wie wir ihn in den letzten Wochen verdient gehabt hätten. Wir wissen, dass wir mittendrin sind“, mahnte der Mittelfeldspieler nach dem hart erkämpften 2:1-Last-minute-Sieg beim FC Schalke 04 am Sonnabend vor einem zähen Abstiegskampf. Letztlich war Eggestein die Art und Weise aber egal und bemühte einen Klassiker aus dem Repertoire der Fußballfloskeln: „Was zählt, sind die drei Punkte.“

Durch den Sieg ist jedenfalls wieder Bewegung ins untere Tabellendrittel gekommen. Wochenlang waren die Plätze 16, 17 und 18 an Werder, den HSV und Köln vergeben – jetzt ist der FSV Mainz unten reingerutscht und steht auf dem Relegationsrang.

Auch Bremens Trainer Florian Kohfeldt wusste den ersehnten Sprung auf Platz 15 der Fußball-Bundesliga richtig einzuordnen: „Wir haben uns das Glück in den letzten Wochen erarbeitet. Deswegen sind wir froh, den Sieg mit nach Hause zu nehmen“, befand der Werder-Coach nach zuletzt fünf Spielen ohne Dreier, in denen häufig Fortune fehlte. „Dass wir das Spiel am Ende noch gedreht haben, war sehr wichtig. Aber wir hätten auch schon 0:2 oder 0:3 in Rückstand geraten können.“

Dem 70 Minuten auf der Bank schmorenden Werder-Kapitän Zlatko Junuzovic gelang Sekunden vor Schluss der „Lucky Punch“ in einem von Torwart-Patzern geprägten Spiel. Max Kruse hatte zuvor einen Fehler von Schalkes Keeper Ralf Fährmann, der den Ball nach einem Freistoß von Ludwig Augustinsson nach vorn abklatschen ließ, zum 1:1-Ausgleich (79.) genutzt und die Wende eingeleitet. „Dadurch kommt Bremen zurück ins Spiel“, räumte Fährmann ein. Der sonst so zuverlässige Schalke-Keeper war untröstlich: „Das tut mir wahnsinnig leid für das Team. Ich kann mich dafür nur entschuldigen.“

Dabei hatte kurioserweise der Champions-League-Aspirant zunächst selbst von einem Riesenpatzer des Bremer Torhüters Jiri Pavlenka profitiert, als der Tscheche einen harmlosen Distanzschuss von Jewgeni Konopljanka (24.) zur Schalker Führung durch die Hände flutschen ließ. Trainer Domenico Tedesco beklagte, dass seine Elf diesen Vorteil nicht nutzen konnte und in der Drangphase nach dem Wechsel nicht ein bis zwei Treffer nachlegte.

Und nach Gelb-Rot für Innenverteidiger Matija Nastasic und dem direkt folgenden 1:1 monierte Tedesco mangelnde Cleverness. „In Unterzahl musst du dann wenigstens einen Punkt retten. Da waren wir zu grün hinter den Ohren.“ Fährmann nahm er dessen Patzer indes nicht übel. „Es erleichtert mich, dass er auch mal einen Fehler macht, dass er auch menschlich ist“, fügte der Schalke-Coach schmunzelnd an.

Nichtsdestotrotz verheißt die Tendenz beim Revierclub nichts Gutes. Nach der glänzenden Hinrunde mit Platz zwei hinter den Bayern sammelte Schalke in vier Spielen nach der Winterpause nur vier Punkte. Gegen die taktisch gut eingestellten Bremer offenbarte die Elf erneut Schwächen im Spielaufbau und Abschluss. Dennoch befürchtet Sportvorstand Christian Heidel vor den schweren Aufgaben mit dem Pokal-Viertelfinale gegen Wolfsburg am Mittwoch und dem Topspiel beim FC Bayern am nächsten Sonnabend keinen Stimmungsumschwung. „Es wäre ganz schlecht, wenn jetzt ein Stimmungstief kommt, weil wir ein Fußballspiel verloren haben.“

Nur Mainz hat den Trainer noch nicht gewechselt

Werder geht dagegen mit neuem Selbstbewusstsein in das Pokal-Viertelfinale in Leverkusen am Dienstag. „Wir wollen weiterkommen. Das sollte unser Anspruch sein“, sagte Eggestein. Am Wochenende könnte Bremen mit einem Heimsieg gegen Wolfsburg ein weiteres Ausrufezeichen setzen.

Zu den Verlierern des Spieltages zählen dagegen Mainz und Köln. Trotz der Talfahrt hat der Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder seinem Trainer Sandro Schwarz das Vertrauen ausgesprochen. „Ich kann keinerlei Anzeichen erkennen, dass die Mannschaft gewissen Dingen nicht folgt. Sandro und ich sind so eng beieinander“, sagte Schröder am Sonntag. „Wir beide gehen zusammen mit Mainz 05 in die richtige Richtung.“

Schröder glaubt auch nach dem (erwarteten) 0:2 gegen Bayern an den Coach. „Da gibt es keine Ultimaten oder Sonstiges“, äußerte der Sportchef, der Schwarz vor der Saison als Nachfolger von Martin Schmidt installiert hat: „Das werden sie von mir nicht hören. Noch einmal: Mit vollster Überzeugung mit Sandro Schwarz.“ Mainz ist übrigens der einzige Club im unteren Tabellendrittel, der seinen Trainer nicht gewechselt hat.

Zuletzt hatten das die Stuttgarter getan und für viele überraschend Tayfun Korkut als Nachfolger von Hannes Wolf geholt. Im Umfeld hatte es heftige Reaktionen auf die Personalie gegeben. Laut Sportvorstand Michael Reschke war Korkut dabei erste Wahl. „Wir haben einen absoluten Wunschkandidaten verpflichtet. Tayfun arbeitet super professionell, sehr intelligent und durchdacht. Der Faden zur Mannschaft ist jetzt schon sehr eng geknüpft“, sagte Reschke. Immerhin gab es in Wolfsburg einen Auswärtspunkt – der zweite in dieser Saison.