Pyeongchang. Daten von 10.000 Bluttests ausgewertet – Russen, Deutsche und Norweger verstrickt

Alle hatten auf einen Neuanfang gehofft. Nachdem die Winterspiele in Sotschi 2014 wegen diverser Dopingskandale noch lange als schmutzig in Erinnerung bleiben werden, sollten in Pyeongchang endlich saubere Spiele gelingen. Ob das klappt, ist in der Woche vor der Eröffnung mehr als fraglich. Übers Wochenende wuchs der Schatten des Zweifels weiter an.

Neben russischen geraten nun auch deutsche Sportler in den Fokus der Doping-Thematik. Ein Rechercheverbund aus ARD, der britischen „Sunday Times“, dem Schweizer Magazin „Republik“ und dem schwedischen Sender SVT hat einen Bericht veröffentlicht, demzufolge über 300 Langläufer, die zwischen den Jahren 2001 und 2017 Medaillen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften gewonnen haben, verdächtige Blutwerte aufweisen. Das ergab, so der Rechercheverband, die Auswertung einer Blutdatenbank, die ein Whistleblower den Medien zugespielt hatte.

Der Rechercheverband hatte die Datenbank mit über 10.000 Bluttests von unabhängigen Ärzten auswerten lassen. Die ARD zieht aus deren Unter­suchungen den Schluss, dass ein Drittel aller Langlauf-Medaillen von Athleten gewonnen wurden, die „als wahrscheinlich gedopt“ oder „verdächtig“ eingestuft werden müssen. Die meisten dieser Sportler stammen aus Russland, aber auch Norweger, Österreicher und eben Deutsche sind dabei.

Überführt sind die Sportler, von denen 50 noch für Pyeongchang qualifiziert sind, noch nicht – aber laut Experten ist ein Dopingvergehen höchstwahrscheinlich.

Verdächtig sind weiterhin 15 russische Wintersportler, deren Teilnahme in Pyeongchang das IOC jetzt noch einmal prüfen will. Diese 15 gehören zu den Sportlern, deren lebenslange Sperre das Oberste Sportgericht, der Cas, aufgehoben hatte. IOC-Chef Thomas Bach hat deswegen eine Strukturreform des Sportgerichts gefordert, um eine „bessere Qualität und Konstanz der Rechtsprechung zu bekommen“. Das erinnert manche an Potentaten, die ein Gericht abschaffen, wenn ihnen die Urteile nicht passen.